Fachkräftemangel bei den Altenpflegern
Euskirchen (wa). Dunkle Wolken ziehen sich über dem Ausbildungsberuf des Altenpflegers zusammen – und das in einer Gesellschaft, die immer älter wird und in der Senioren eine immer größere Rolle spielen. »Uns droht in wenigen Jahren ein eklatanter Fachkräftemangel bei den Altenpflegern«, fasst Walter Steinberger die »Großwetterlage« zusammen.
Walter Steinberger ist Geschäftsführer des Diakonisches Werkes in Euskirchen. Für die evangelische Einrichtung sind zur Zeit 14 Krankenschwestern und Altenpfleger tätig, jeder von ihnen betreut in der ambulanten Pflege acht bis zehn Senioren. Das heißt, die Pflegerinnen besuchen die Senioren in deren Zuhause und helfen ihnen bei der Bewältigung des Alltags.
»Das ist die attraktivste Form der Pflege. Die Senioren bleiben in ihrer gewohnten Umgebung und bekommen so viel oder so wenig Hilfe, wie sie es wünschen«, sagt Steinberger. Auch der Altenpflegerin lasse diese ambulante Pflege relativ große Freiräume, so dass es in der Vergangenheit ein recht großes Interesse an diesem Beruf gegeben habe, gerade auch bei Frauen, die nach der Familienphase ein »Comeback« im Beruf anstreben.
Damit könnte es in Zukunft vorbei sein, denn die Ausbildung in der ambulanten Altenpflege steht vor großen Finanzproblemen. Ein entscheidendes Standbein waren bisher die Bildungsgutscheine, die die Agentur für Arbeit zur Verfügung gestellt hat.
Damit ist nun zum Jahreende Schluss, zumindest in NRW. Zwar wird hinter den Kulissen nach Kompromissen gesucht, aber der Streit ums »liebe Geld« stand einer Einigung bisher im Wege.
»Wenn wir die Ausbildung alleine bezahlen, müssen wir die Preise für die Pflege erhöhen. Das ist am Markt aber nicht durchsetzbar«, erklärt Walter Steinberger, der darauf verweist, dass es alleine im Kreis Euskirchen 31 Pflegedienste gibt. »Das sind eindeutig zu viele, und die stehen natürlich in einer gewissen Konkurrenz zueinander.«
Fazit: »Azubis« für die Pflegeberufe werden dringend benötigt, können aber im ambulanten Bereich nicht finanziert werden. Steinberger: »Sollte keine Einigung zustande kommen, werden wir in Kürze zu wenig Fachkräfte haben.«
Mit dieser wenig erfreulichen Situation sind die anderen Wohlfahrtsverbände wie DRK und AWO ebenfalls konfrontiert. Die Verbände, die neben der häuslichen Pflege noch ein Altenpflegeheim betreuen, können ihre Auszubildenden eher zufrieden stellen. Wer aber – wie die Diakonie – ausschließlich im ambulanten Bereich tätig ist, hat schlechte Karten. Zur Zeit bildet das Diakonische Werk eine Frau zur Pflegefachkraft aus, »und wir würden auch weiter regelmäßig alle zwei bis drei Jahren jemanden ausbilden, aber alleine können wir die Kosten eben nicht tragen«, so der Diakonie-Geschäftsführer.
Gefördert werde zur Zeit über die Agentur für Arbeit nur noch eine Art Schmalspurausbildung, zum Beispiel ein Crashkurs fürs Internet. Alles, was über drei Jahre laufe, sei rigoros von jeder Förderung gestrichen worden. »Und das, obwohl hier in einen Bereich investiert wurde, der wirklich zukunftsträchtig ist.«
Manfred Lang
17.09.2005