EuropaKreuze auf dem Weg
Friedensinitiative des Steinfelder Salvatorianer-Gymnasiums Hermann-Josef-Kolleg in Zusammenarbeit mit dem Urfter Hermann-Josef-Haus – Neue Impulse für gute Nachbarschaft und Verständigung in Europa – 170 Kreuze machen Station an ehemaligen Kriegsplätzen – Bewegende Szenen
Kall-Steinfeld/ Belgien/ Frankreich – Nun sind sie auf Reisen gegangen: Vor wenigen Tagen trafen 170 „EuropaKreuze“ in der belgischen Stadt Dinant ein. Der „EuropaKreuzweg 1914-2014“, der weiter nach Dendermonde in Flandern, dann zu französischen Gedenkstätten in Sedan, Verdun und auf den Hartmannswillerkopf in den Südvogesen führt, gilt dem Gedenken an die 17 Millionen Todesopfer des Ersten Weltkriegs. Jugendliche des Steinfelder Salvatorianer-Gymnasiums Hermann-Josef-Kolleg und des Urfter Hermann-Josef-Hauses hatten die 170 Kreuze zuvor künstlerisch gestaltet.
Mit Dinant an der Maas kamen die EuropaKreuze in eine Stadt, die im August 1914 durch die dort gefochtene erste große Schlacht zwischen Deutschen und Franzosen verwüstet worden ist. Zudem wurde Dinant Schauplatz eines großen Massakers. Insgesamt 674 Bürger wurden im Rahmen einer sogenannten „Vergeltungsaktion“ von deutschen Truppen ermordet, überwiegend alte Männer, Frauen und auch Kinder.
Gäste wurden herzlich empfangen
Umso bedeutsamer nun das herzliche Willkommen. Stadtdekan Philippe Goffinet und Bürgermeister Richard Fourneaux begrüßten die Steinfelder Delegation zur feierlichen Palmsonntagsmesse. Rings um den Altar der wiederaufgebauten „Collégiale“, der gothischen Stadtkirche, boten die 170 Kreuze einen grandiosen Anblick. Beim feierlichen Einzug der die Kreuze tragenden Deutschen hatten nicht wenige der Dinanter Gläubigen – aber auch der Steinfelder Gäste – Tränen in den Augen: „Die erste deutschen Geste des Gedenkens nach 100 Jahren in unserer Stadt“, so die Gastgeber.
In einem deutschen Gebet für die Stadt Dinant erinnerte der Initiator und Kurator des Vorhabens und frühere deutsche Gesandte beim Heiligen Stuhl, Guy Féaux de la Croix, daran, dass das Christus-Kreuz nicht nur ein Zeichen des Todes ist, sondern Symbol eines neuen Bundes. In diesem Sinne mahnte er nicht zuletzt die katholische Amtskirche und ihre Bischöfe, das vereinigte Europa als Gott gefälliges Friedenswerk anzunehmen und sich für die immer aufs Neue dringliche Völkerverständigung zu engagieren. Dazu gehöre, so de la Croix, auch ein aktiver und internationaler Beitrag zum Gedenken an die Opfer der Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Guy Féaux de la Croix: „Wenn derzeit in Deutschland Bücher zu Hunderttausenden gelesen werden, denen zufolge alle Länder am Ersten Weltkrieg gleichermaßen schuld gewesen seien, dann gilt das zum Beispiel mitnichten für Belgien.“ Denn trotz der von Kaiser Wilhelm garantierten Neutralität, erläuterte de la Croix, sei das Land von den deutschen Armeen überfallen worden und dies mit allerschlimmsten Folgen auch für die Zivilbevölkerung.
Schulleiter Heinrich Latz vereinbart Austausch
Um die deutsch-belgische Nachbarschaft zu intensivieren, vereinbarten der Direktor des Hermann-Josef-Kollegs, Heinrich Latz, und der Leiter des Dinanter Gymnasiums Notre Dame de Bellevue, Alain Koeunen, einen Austausch, der durch gemeinsame Kunstprojekte neue Impulse bekommen soll.
An der nächsten Station im flämischen Dendermonde installierten die Gäste die Kreuze zunächst auf einem belgischen Ehrenfriedhof. Dort wurden Hunderte von Soldaten begraben wurden, die in der Schlacht um Antwerpen im September und Oktober 1914 den Tod fanden. Mit dem Bischof von Gent, Luc van Looy, an der Spitze zogen die Teilnehmer der Gedenkfeier anschließend in einer Prozession zum großen Markt von Dendermonde, wo die Europakreuze zusammen mit Kreuzen, die flämische junge Christen hinzufügten, erneut installiert wurden. Vor der eindrucksvollen Kulisse des wieder aufgebauten Stadthauses begrüßten Bürgermeister Piet Buyse und der königliche Generalkommissar für das Jahrhundertgedenken 1914-2014, Paul Breyne, die deutsche Delegation. Der zwölfjährige Gereon Andermahr trug ein deutsches Gebet für die Stadt Dendermonde vor. In Dendermonde galt der EuropaKreuzweg nicht zuletzt der Erinnerung an die weitgehende Zerstörung der mittelalterlichen Stadt, einschließlich des jahrhundertealten Stadtarchivs. Wiederum als Vergeltung hatten deutsche Truppen im Herbst 1914 mutwillig die historische Stadt an der Dender und ihre Kulturschätze verwüstet.
Großes Echo in Flämischen Zeitungen
Wie sehr die Eifeler EuropaKreuze die belgischen Nachbarn im Herzen bewegten, wurde in Dinant und in Dendermonde anhand des regen Medienechos deutlich: Die deutsche EuropaKreuzinitiative war ein prominentes Thema in allen flämischen Zeitungen. „Het Laatste Nieuws“ zitierte Bürgermeister Buyse mit den Worten: „Das ist unser gemeinsames Signal an die Welt, alle Kraft für die Bewahrung des Friedens einzusetzen“. Die politische Dimension des Projektes wird unterstrichen durch die erfreuliche Mitteilung von Heinrich Latz: “Der Präsident des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz hat die Schirmherrschaft für den EuropaKreuzWeg 2014 übernommen.“
Der Europakreuzweg 2014 wird begleitet vom bekannten Kunstfotografen Manos Meisen, aus dessen Bildern in den nächsten Wochen eine Ausstellung zum EuropaKreuzweg 2014 entstehen soll.
Jonas Andermahr/pp/Agentur ProfiPress