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Erste Stolpersteinaktion in Mechernich

Erste Stolpersteinaktion in Mechernich
Hauptschüler engagieren sich gegen das Vergessen der jüdischen Mitbürger – Fünf Mahnsteine im Gehweg vor der Bahnstraße 12 verlegt
Mechernich – “Stolpersteine sind Pflastersteine mit zehn mal zehn Zentimeter großen goldglänzenden Messingplatten, die je ein Leben erzählen. Versteht man sie richtig zu lesen, erzählen sie, dass deportiert, abgeführt, gefoltert, misshandelt und gemordet wurde”, sagte die Schülerin Sabrina bei der Verlegung von den ersten fünf Stolpersteinen in Mechernich. Die Mahnsteine ließ der Kölner Künstler Gunter Demnig am Freitagmorgen in den Gehweg vor dem Haus der Bahnstraße 12 ein. Dort wohnte früher die jüdische Familie Ruhr, die von den Nazis ermordet wurde.
Damit diese Mechernicher Bürger nicht vergessen werden, hatte Gisela Freier, Lehrerin an der Mechernicher Hauptschule, mit der Klasse die Stolpersteinaktion vorbereitet. Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister der Stadt Mechernich, sagte während der Feierstunde: “Ich finde es sehr gut, dass diese jungen Menschen diese Aufgabe übernehmen, die schon von früheren Generationen hätte umgesetzt werden müssen.”
Nicht nur Menschen aus der Ferne wie Westwallarbeiter oder abgeordnete SA-Männer hätten sich an den Gewalttaten nach der Pogromnacht im November 1938 mitgewirkt. “Auch Mechernicher Bürger haben sich daran beteiligt oder zugesehen”, so Schick. Die Stolpersteinaktion trage dazu bei, dass so etwas nie wieder geschehe.
Heinz Wolfgarten, Leiter der Hauptschule Mechernich, verlas einen Brief von Doris Strauss, die Enkelin von Heinrich und Emma Ruhr, die in der Bahnstraße 12 eine Metzgerei hatten. Darin heißt es. “Die wichtige, aber auch traurige Bedeutung der Stolpersteinverlegung kann ich nicht genug betonen. Ich danke Ihnen von Herzen.”
Herbert Jonen, stellvertretender Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Düsseldorf, erklärte: “Für jüdische Menschen ist es sehr wichtig, dass Verstorbene nicht vergessen werden. Es gibt ein Sprichwort: Nur wer vergessen ist, ist wirklich tot.” Man merke, dass die Aktion der Schüler von Herzen komme.
Unter den zahlreichen Zuschauern der Stolpersteinaktion war auch Maria Klee, Zeitzeugin der Pogromnacht. “Mir bedeutet das sehr viel, was Frau Freier und ihre Schüler hier tun. Was damals geschehen ist, darf nicht vergessen werden.”
Bürgermeister Schick sagte zu den Schülern: “Damals sind Mitbürger nur wegen ihrer Herkunft oder Religion verfolgt worden. Auch ihr in der Schule habt Angehörige verschiedener Religionen.” Der erste Bürger der Stadt freute sich sehr darüber, dass sich eine Muslimin stark für die Aktion gegen das Vergessen der jüdischen Familie engagiert hatte. “Das ist ein wichtiges Signal”, so Schick. Die Schülerinnen Alma Krasniqi, Kinga Sokon und Nicole Lange berichteten, das es durch die Aktion mehr Zusammenhalt unter den Mitschülern gebe.
Hans-Peter Schick gab den Schülern mit auf den Weg: “Wenn ihr später einmal mit euren Kindern hierher kommt, könnt ihr ihnen von den historischen Hintergründen erzählen und das Andenken an dieses Mechernicher Bürger lebendig halten.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

24.09.2008