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Erst nach wildem Gefecht kapituliert

Erst nach wildem Gefecht kapituliert
Närrische Machtübernahme im Rathaus ging nicht kampflos vonstatten – Damen-Dreigestirn verkündete neue Gesetze, die nur für Männer gelten – Eine Anweisung lautet: “Frag nie, was es gekostet hat!”
Mechernich – Als einer, der gerade erst alles verloren hatte, machte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick einen ganz vergnügten Eindruck. Vielleicht lag es daran, dass ihm Prinzenführer Hubertus Möhrer nach dem närrischen Putsch zum Trost einen Orden umhängte – aber nicht, ohne den Finger in die Wunde des entmachteten Stadtoberhauptes zu legen: “Dein Haus ist weg, deine Kassen sind leer, deine Mitarbeiter warten seit Monaten auf ihren Lohn….”
Doch ganz kampflos hatten sich Schick und seine Mannen nicht ergeben, als sich der Platz vor dem Rathaus zunehmend mit Aufständischen und Schaulustigen zum traditionellen Sturm auf die Machtzentrale füllte. Argwöhnisch vom Rathaus-Balkon aus beobachtet, formierten sich die Rebellen von Prinzengarde, Festausschuss und KC Bleifööss, unterstützt von den Karnevalsfreunden aus Eiserfey, Roggendorf, Vussem und Weyer sowie dem Stadttambourcorps, um Prinz Gabi (Merlau), Bauer Babsi (Massong) und Jungfrau Walli (Zander) in Begleitung ihrer Adjutanten Nadine Kau und Reinhard Kijewski den Weg zu bereiten. Mit im Gepäck hatten sie schweres Geschütz: die Kanone der Prinzengarde.
Heinz Addy Sechtem ergriff als Kommandant der Prinzengarde das Wort, den vermeintlich leichten Sieg schon vor Augen. “Die Mitarbeiter der Verwaltung werden sich heute nicht groß wehren, ansonsten werden wir das Rathaus einfach erstürmen”, ließ er zur Begeisterung der Jecken keinen Zweifel daran aufkommen, wer die Schlacht gewinnen würde. Ließ er sich vielleicht täuschen von den lustigen Clownfiguren, die in den Rathausfenstern Sympathie mit den Aufwieglern signalisieren sollten?
Siegessicher gestimmt sangen Dreigestirn und Gefolge “Heut ist so ein schöner Tag”, und das aufgewiegelte Volk hob förmlich ab beim “Fliegerlied”. Doch nachdem sich alle “groß wie eine Giraffe” und “stark wie ein Tiger” vorgekommen waren, gelang es Heinz Addy Sechtem noch einmal, die Menge zu disziplinieren und zur Tagesordnung zurückzukehren. “Liebe Karnevalsfreunde – jetzt wird es ernst”, kündigte er die “heiße Phase” des Rathaussturms an. Da sich die “Herren des Rathauses” bisher geweigert hätten, dem Ansinnen der Karnevalisten zu entsprechen, gelte es, ein paar Worte an den Bürgermeister und die im Rathaus “verschanzten Söldner” zu richten. Energisch verwies er auf die Tatsache, dass die am 11.11. überreichten Schlüssel falsch seien und forderte Schick “ein letztes Mal” auf, die Geschicke der Stadt für die kommenden närrischen Tage in die Hände der Karnevalisten zu übergeben. Zunächst ohne Erfolg. “Da tut sich nichts”, konstatierte er mit Blick nach oben.
Der – anfangs noch passive – Widerstand bot der Prinzengarde endlich willkommenen Anlass, den Forderungen mit donnernden Schüssen aus der Kanone Nachhall zu verleihen. Der Rauch des ersten Schusses war noch nicht ganz verflogen, da knallte es auch schon von oben: Seeräuber Schick und seine Söldner ballerten aus Piratenpistolen zurück. Im Nu entfachte sich ein Gefecht, und erst nach etlichem Nachladen, vielen weiteren Salven und nachdem die Luft vom Schießpulver-Geruch geschwängert war, kommandierte Sechtem angesichts der weißen Flagge endlich: “Feuer einstellen!” Das Zeichen seiner Unterwerfung schwenkte der Bürgermeister so ausdauernd, dass es dem Kommandanten irgendwann reichte: “Möchten Sie sich nicht mal bequemen, runter zu kommen?”
In Empfang genommen wurde er sogleich von der dreifach konzentrierten weiblichen Narrengewalt. Tollität, Deftigkeit und Lieblichkeit klärten den beurlaubten Bürgermeister unmissverständlich über die neuen Paragraphen auf, denen alle Männer ab sofort Folge zu leisten hätten. Sich morgens mit einem Kuss zu verabschieden und niemals die Fragen zu stellen: “Was hat es gekostet?” war noch das Harmloseste. Immer wieder verzog Schick das Gesicht, stöhnte gequält auf – und gab sich letztlich dennoch geschlagen: “Das öss nett eenfach, dass öss schwer. Ich dohn et trotzdämm – bitte sehr!”
Bereitwillig versprach er, “nicht länger zu zanken” und beglückte das närrische Damentrio nicht nur mit dem goldenen Riesenschlüssel, sondern auch mit Bützje für “Prinzessin Gaby, Bauer Babs unn Jungfrau Walli, her mein Schatz!” Auch mit Komplimenten geizte Schick nicht. Hatten die drei Damen zuvor noch kokett erklärt, Tanzen sei gegen ihre Natur und auch gegen ihre Figur, widersprach er energisch: “Datt jlööv ich net, set bloß net stur.”
Das waren sie dann auch nicht, sondern schunkelten selbstbewusst Arm in Arm mit dem Überwältigten zu den Klängen des “Höhner”-Liedes “Dicke Mädchen haben schöne Namen.” Denn wie lautet schließlich das Motto des weiblichen Dreigestirns: “Mir sin wie mir sin!”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

04.03.2011