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Erbsensuppe und Sonne satt

Von Manfred Lang
Mechernich-Kallmuth – Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und eine voll ergrünte und blühende Natur ringsum waren die Rahmenbedingungen beim diesjährigen traditionellen Sankt-Georgs-Ritt in Mechernich-Kallmuth (Region Eifel).
250 Reiter und etwa 2000 Fußpilger nahmen am 1. Mai daran teil. Hauptzelebrant und Festprediger bei der Eucharistiefeier am so genannten “Georgspütz” war inmitten von Gottes blühender Natur Bischof Heinrich Mussinghoff. Er hatte sichtlich Vergnügen an dieser Reiterprozession. Das Gesicht des Aachener Pontifex schien jedenfalls zeitweilig mit der Sonne um die Wette zu strahlen.
Sankt Georg, der Reiterheilige aus Kappadozien, wird seit dem Mittelalter in Kallmuth verehrt. Schon 1666 wird die “jährliche Prozession St. Georgij mit wollherbrachter Feyher” abgehalten, wie der Bischof in seiner Predigt rekapitulierte. Aus der ursprünglichen Fußwallfahrt zum “Georgspütz” zwischen Kallmuth und Urfey machte Pfarrer Eugen Kranz dann 1953 mit Unterstützung der Bauern und ihrer Ackerpferde eine Reiterprozession.
Waren es anfangs nur einige Dutzend Reiter aus Kallmuth und Umgebung, die am Georgsritt teilnahmen, so steigerte sich das im Laufe der Jahrzehnte erheblich. Beim 55. Mairitt waren jetzt rund 250 Vierbeiner mit von der Partie, vom Mini-Shetlandpony mit einem Stockmaß von 50 Zentimetern bis zum ausgewachsenen Shire-Horse mit einer Schulterhöhe von fast zwei Metern. Auch einige Esel und Großesel wurden gesichtet.
Stellten zum Zeitpunkt der Begründung des Georgsrittes noch die Kaltblüter der Bauern die Mehrheit, so sind es heute ihre warmblütigen Artgenossen und Reitponys, vor allem die in der Eifel weit verbreiteten Islandpferde, Norweger und Haflinger. Den Kaltblutpferden und ihren Reitern kommt aber nach wie vor die Aufgabe zu, den Sakramentenwagen mit der Geistlichkeit und dem Allerheiligsten zu ziehen und zu eskortieren.
Bischof Heinrich Mussinghoff machte keine Unterschiede und segnete Menschen und Tiere aller Rassen. Am Georgspütz selbst widmete er seine Predigt dem römischen Truppenführer Georgius, der dem Christenverfolger und Perserkönig Datian sein Christentum bekennt – und dafür gefoltert und hingerichtet wird. Bischof Mussinghoff: “Seit dem 6. Jahrhundert wird er zu Pferde dargestellt als Drachentöter, der das Böse besiegt. Er gehört zu den 14 Nothelfern und ist auch Patron der Pferde. Deshalb wird er in bäuerlichen Gemeinden verehrt, wie hier in Kallmuth.”
Bischof Mussinghoff stellte den Heiligen Georg in eine Reihe mit Mutter Teresa von Kalkutta, Schwester Lea Ackermann, Edith Stein, Clemens August Kardinal von Galen und Abbé Pierre, den Vater der Armen: “Der heilige Georg erinnert uns an den Kampf gegen das Böse und an unsere ethische Aufgabe, das Böse zu bekämpfen und das Gute zu tun.”
Christ sein, sei auch heutzutage noch eine Frage der Haltung und die ändere sich unmerklich, wenn man es beispielsweise mit der Wahrheit oder der Treue nicht mehr genau nehme oder es an Barmherzigkeit fehlen lasse. Vorgebliche “Kavaliersdelikte” und “Notlügen” würden leicht zur Gewohnheit, zur grundsätzlichen Haltung: “Wer viel lügt, wird zum Lügner.”
Der Blick auf die Nachfolge Christi könne den Gläubigen “neuen Auftrieb geben, die künftige Stadt zu suchen”, so zitierte der Bischof aus der Konzilskonstitution “Lumen Gentium”: In den Heiligen zeige Gott selbst seine Gegenwart und sein Antlitz. “Ich bin davon überzeugt”, sagte Bischof Heinrich am Schluss der Predigt, “wenn wir in die konkreten Gesichter unseres Alltags schauen, finden wir auch dort Menschen, die uns Gottes Gegenwart und Antlitz zeigen.”
Der Sankt-Georgs-Ritt entpuppte sich auch in diesem Jahr als eine Mischung aus tief empfundener religiöser Tradition und folkloristischem “Event”. Während die einen während der Heiligen Messe andächtig dem Gottesdienst folgten, fachsimpelten andere über Pferdefutter und Zaumzeugqualität. Auch die Motive beim wandernden Publikum sind wahrscheinlich gemischt.
Auch der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Günter Rosenke, der Landrat des Kreises Euskirchen, wurden vom Kallmuther Pfarrer Kurt Hoberg als Mitpilger begrüßt. Sie nahmen mit den anderen Gläubigen an dem Freiluftgottesdienst teil, während ein dritter politischer Repräsentant, nämlich Mechernichs Vize-Bürgermeister Robert Ohlerth, zu diesem Zeitpunkt als freiwilliger Helfer noch alle Hände voll zu tun hatte.
Denn Ohlerth, der auch Kallmuther Ortsvorsteher ist, gehört zum rund 40köpfigen Arbeitskreis der Pfarre St. Georg, der die ganze Organisation des Georgsritts bewerkstelligt. Unter anderem wurden dieses Jahr 400 Liter Erbsensuppe gekocht und 50 Kuchen gebacken beziehungsweise auch zugekauft, um die Reiter und Fußpilger auf dem Festplatz zu beköstigen. Robert Ohlerth sagte der Agentur ProfiPress: “Wir haben tausend Leute auf dem Festplatz gezählt – so viele waren noch nie da!”

Manfred Lang

04.06.2007