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Entdeckungsreise in die Gefühlswelt

Kunstwerke von Merlin Flu in der Mechernicher „Galerie im Rathaus“ – Kräftige Farben, schwungvolle Formen und Gedichte – Einführung von Merlin Flus Witwe Christine Schirrmacher

Mechernich – Eine Art „surrealistisches Tagebuch“ nannte Christine Schirrmacher die Kunstwerke ihres verstorbenen Mannes, des Künstlers Hartmut Schirrmacher alias Merlin Flu. Mit einem Gespräch zwischen Christine Schirrmacher und dem Kurator der „Galerie im Rathaus“, Franz Kruse, wurde die Ausstellung seiner Werke unter dem Titel „C’est la Vie – Stationen des Lebens“ im Mechernicher Rathaus eröffnet.

Kräftige Farben und akkurate Formen im plakativen Stil, schwungvolle Linien und abstrakte Figuren auf der Leinwand, ausdrucksstarke symbolhafte Darstellungen mit Kaffebrandmalerei, Gedichte aus einer tiefen Gefühlswelt – Merlin Flu hat seine Kreativität in ganz unterschiedlichen Formen nach außen getragen. „Er hat seine Erlebnisse in der Kunst verarbeitet. Seine Werke sind wie eine Entdeckungsreise in seine Gefühle – er hat immer authentisch gearbeitet“, erklärte Christine Schirrmacher.

Mit der „Galerie im Rathaus“ ist nun im Erdgeschoss des Mechernicher Verwaltungsgebäudes eine Auswahl aus dem Kunstschaffen von Merlin Flu zu sehen. Der Künstler wurde 1948 in Baden-Württemberg geboren und wuchs in Kinderheimen auf. Dort begann er schon mit jungen Jahren zu zeichnen und zu dichten. Sein Grafik/Design-Studium an der FH Münster brach er 1979 ab – stattdessen malte und dichtete Merlin Flu ohne Skizze, Thema oder Konzept lieber ganz intuitiv.

Die Galerie im Rathaus zeigt Kunstwerke von Merlin Flu. Eine Einführung gab Merlin Flus Witwe Christine Schirrmacher im Gespräch mit Kurator Franz Kruse. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress
Die Galerie im Rathaus zeigt Kunstwerke von Merlin Flu. Eine Einführung gab Merlin Flus Witwe Christine Schirrmacher im Gespräch mit Kurator Franz Kruse. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Anfang der 90er Jahre entwickelte Merlin Flu die Kaffeebrandmalerei. Zuvor hatte er bereits unabhängig voneinander mit Lötkolben und Kaffeegranulat gearbeitet. Diese Techniken erweiterte er, indem er das Granulat auf Papier auftrug und mit dem Lötkolben einbrannte. „Dabei sind tolle Strukturen und wundervolle Farben herausgekommen“, schwärmte Kurator und Künstler Franz Kruse.

Etwa zur gleichen Zeit erkrankte Merlin Flu an Multipler Sklerose. Darunter entzündete sich ein Sehnerv. „Von jetzt auf gleich konnte er fast nichts mehr sehen“, erzählte seine Witwe. Später schlug sich die Erkrankung auch auf seine Malhand nieder. Von da an assistierte ihm seine Frau, lieh im Auge und Hand, um seine Ideen umzusetzen. „Er führte sozusagen Regie“, erklärte sie im Gespräch mit Franz Kruse.

In dieser schwierigen Zeit suchte sich die Kreativität des Künstlers auf einmal andere Bahnen. „Eine kurze Zeit lang schrieb er Gedichte – so als wäre er plötzlich von der lyrischen Muse geküsst“, erinnerte sich Christine Schirrmacher. Einige seiner Gedichte sind ebenfalls in der Ausstellung im Mechernicher Rathaus zu sehen, wo sie die Malereien zu ergänzen scheinen.

Zentrale Symbole in der Malerei von Merlin Flu sind kurvenreiche Frauenkörper, Augen und Fische. „Die Augen sind der Spiegel der Seele. Gegenüber seinen Mitmenschen war mein Mann immer sehr sensibel und speicherte ihre Gesichtsausdrücke, die man manchmal auch in seinen Bildern wiederfinden konnte“, so Christine Schirrmacher. Die Fische seien indessen ein Motiv, das darauf hinwies, dass er auf seine eigene Art gläubig war. „Er betrachtete Gott als einen Beschützer und Vater, weil er ja als Kind keine eigene Familie hatte.“

Die „Galerie im Rathaus“ zeigt bis Anfang April Bilder und Gedichte von Merlin Flu. „Es war ihm immer das Wichtigste, die Menschen mit Kunst zu begeistern“, erklärte seine Witwe. Um sein Lebenswerk weiterzuführen, möchte sie demnächst weitere Wanderausstellungen an den Stationen seines Lebens organisieren und seine Biografie fertig stellen. Seit 2005 lebte der Künstler mit seiner Frau in Schleiden. Dort erlag er Anfang 2015 seiner Krankheit.

pp/Agentur ProfiPress