Eingeborene im “ruede Prötter”
Der ruede Prötter
Ein Mundart- und Filmprojekt von Manfred Trinzen und Frank Wagener mit Günter Hochgürtel, Fritz Koenn, Werner Rosen, Hermann-Josef Kesternich, Karl Reger, Hubert Büth und Manfred Lang
Kreis Euskirchen Nichts für Menschen, die nur nervenaufreibende Actionfilme mögen, ist jener Film, der am Donnerstagabend während einer Pressekonferenz in Rescheid vorgestellt wurde. Auch Uninteressierte in Sachen Eifeler Mundart werden enttäuscht sein denn bis auf wenige Einleitungen in “Hochdeutsch mit Knubbeln” wird 83 Minuten lang nur eine Sprache zu hören sein: Das “Ripuarische”, die im Kreis Euskirchen gesprochene Mundart. Das allerdings in den unterschiedlichsten sprachlichen Ausfärbungen.
Fritz Koenn, der große Dichter der Nordeifel, bevorzugt den Hellenthaler “Slang”, Werner Rosen das Idiom der früheren Kreisstadt Schleiden. Hubert Büth kann und will seine Herkunft Kall nicht verleugnen, Hermann-Josef Kesternich pflegt den Dialekt der Antweiler Senke und aus Kreuzweingarten vor den Toren Euskirchens, während Manfred Lang und Liedermacher Günter Hochgürtel die breite Mundartlandschaft rings um den Mechernicher Bleiberg vertreten.
Hinter der Kamera standen Manfred Trinzen, Ureifeler aus Gerolstein, und Frank Wagener, Wahl-Eifeler aus Nettersheim. Beide sind von Haus aus Naturfilmer. Vor einigen Jahren haben sie mit ihrer Gesellschaft “Wieselfilm” einen preisgekrönten Natur- und Landschaftsfilm über die Eifel vorgelegt, der beim AID erschienen ist. Mit ihrem neuesten Projekt “Der ruede Prötter” wollen sie die Menschen der Nordeifel und ihre Mundart in den Mittelpunkt stellen, so Frank Wagener am Donnerstagabend im Rescheider Bergwerksmuseum während der Pressekonferenz zur Vorstellung des Filmprojektes.
“Der ruede Prötter”, frei ins Hochdeutsche mit “Der rote Sessel” übersetzbar, ist nicht nur ein gemütliches Sitzmöbel, sondern gleichzeitig auch Programm und roter Faden des gleichnamigen Filmprojektes. Die beiden Filmemacher aus Nettersheim und Gerolstein haben den roten “Prötter” an alle möglichen Ecken und Enden der Eifel geschafft, an denkwürdige Schauplätze und vor schöne Aussichten gestellt und Eifeler Platt beherrschende “Eingeborene” darauf Platz nehmen lassen.
Vor laufender Kamera erzählen in Eifeler Mundart ihre Geschichten und wahren Begebenheiten in der ganzen Gegend bekannte Größen wie “Wibbelstetz” Günter Hochgürtel, Fritz Koenn, Werner Rosen, Hermann-Josef Kesternich, Karl Reger, Hubert Büth und Manfred Lang.
Herausgekommen ist ein einzigartiger Dokumentarstreifen, der nicht auf schnelle aktionsgeladene Bildfolgen setzt, sondern auf statische Einstellungen, die die Aufmerksamkeit ganz auf den Erzähler und seine Erzählung lenken. Die Filmemacher Frank Wagener und Manfred Trinzen: “Wir können uns gut vorstellen, dass bald auch andere Eifeler Mut fassen, am jeweiligen Schauplatz auf dem ruede Prötter Platz zu nehmen und ihre Geschichte zu erzählen.” Im günstigsten Fall soll sich aus der ersten Scheibe eine ganze Reihe entwickeln.
Die Palette der Geschichten reicht von Werner Rosens vor Humor strotzenden Anekdoten aus 40 Jahren Amtsleitertätigkeit in Hellenthal bis zu Manfred Langs Balladenrezitation “Thiater om Dörp”. Der Autor dieses Gedichts, Fritz Koenn, widmet sich in “Der ruede Prötter” der Hexenverfolgung auf der Wildenburg, die viel Leid über das Ländchen brachte.
Hermann-Josef Kesternich schildert die denkwürdige Begegnung eines Försters mit einem gewitzten Dorforiginal im Hardtwald bei Euskirchen. Hubert Büth erzählt die Legenden vom “Husbohm” bei Kall und vom Keldenicher “Tanzberg”. Karl Reger hat den größten Part mit einigen Erzählungen aus der Rescheider Ecke, die sich vor allem mit dem Bergbau beschäftigen. “Wibbelstetz” Günter Hochgürtel rahmt die Textbeiträge nicht nur musikalisch ein, sondern ist auch derjenige, der in das Filmprojekt einführt und die einzelnen Akteure vorstellt.
Am Samstag, 16. Dezember, wird die DVD exklusiv nur im Bergbaumuseum Rescheid, Grube Wohlfahrt, verkauft: Von den 14,90 Euro gehen vier Euro direkt als Spende an den Heimatverein Rescheid. An diesem Tag werden auch verschiedene Bergwerksführungen angeboten.
Die öffentliche “Welturaufführung” von “Der ruede Prötter” findet dann am Sonntag, 14. Januar, um 15 Uhr im Wolferter Dorfsaal (Gemeinde Hellenthal) statt. Der Heimatverein Rescheid organisiert diese Weltpremiere und sorgt für eine angenehme kulinarische Begleitung unter dem Motto “Premiär bej Kaffe on Fladem oder Taart”.
pp/Agentur ProfiPress
Manfred Lang
14.12.2006