Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Allgemein

Eine Liebe im Nachkriegsdeutschland

Veronika und Regionalhistoriker Anton Können feiern jetzt Eiserne Hochzeit – Jugend geprägt vom Naziregime – Schwierige Zeiten für das junge Eheglück

Am 25. und 26. Februar 1949 gaben sich Anton und Veronika Könen vor dem Mechernicher Standesamt und vor dem legendären Mechernicher Pfarrer Johannes Harff das Jawort fürs Leben. Jetzt war Eiserne Hochzeit. Foto: Michael Hamacher/KR/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Die Eiserne Hochzeit des bekannten Mechernicher Regionalhistorikers Anton Könen und seiner Frau Veronika würdigen die beiden im Stadtgebiet Mechernich erscheinenden Kölner Tageszeitungen jeweils mit großen Berichten.

Der Journalist Michael Hamacher schreibt in der „Kölnischen Rundschau“: „Wer sich wie Anton Könen, Jahrgang 1929, seit Jahrzehnten der Heimatforschung widmet, kann Bücher erzählen. Auch über das eigene Leben und das seiner Frau Veronika, geb. Milden (1927).“ Beider Werdegänge waren zunächst geprägt von der nationalsozialistischen Diktatur und den folgenden schweren Nachkriegsjahren.

Als 15jähriger „Kindersoldat“ nach Sachsen und Thüringen

„Wie die meisten jungen Menschen wurde Anton Könen vom braunen Gedankengut eingenommen“, so Hamacher: „Noch Ende Januar 1945 erhielt er den Stellungsbefehl zur Wehrmacht.“ Als 15-jähriger Kindersoldat wurde er in Sachsen stationiert. „Dort wurde ich in zwei Minuten vom Jüngling zum Mann“, so Anton Könen, den das kriegerische Geschehen kreuz und quer durch den Osten Deutschlands führte.

In Kriegsgefangenschaft geriet er nicht, dafür schlug er sich mehr schlecht als recht nach Hause durch. Nach der deutschen Kapitulation bis zur Eingliederung Thüringens in die russische Besatzungszone arbeitete er zunächst auf einem Bauernhof. Mit Hilfe seiner Mutter, die aus Kommern stammte und in Mechernich aufwuchs, setzte er sich dann  nach Westen ab und landete in Gehn – und wieder auf einem Bauernhof.

Dort kam es zur schicksalhaften Begegnung mit Veronika. An die Situation kann sich Anton Könen noch genau erinnern: „Ich hatte gerade meine Arbeit im Pferdestall beendet, als ich der schönen Veronika begegnete, die ebenfalls Arbeit auf dem Bauernhof suchte und auch fand. Sie kam mir vor wie eine Lichtgestalt. Ich war hin und weg. Schnell wurde mit klar: Die oder keine!“

Sie wurde die Liebe seines Lebens. Am 25. und 26. Februar 2014 feierte das Paar jetzt im Kreis der erweiterten Familie seine Eiserne Hochzeit.

Veronika Könen absolvierte nach der Schulentlassung 1942 das sogenannte „Landjahr“ als „Holzwerkerin“ (eingeschränkte Schreinerausbildung) bei der Schulmöbelfabrik Pauls in Mechernich. Dabei avancierte sie sogar zur Siegerin bei einem kreisweiten Berufswettbewerb. Nach Kriegsende wurde sie von den amerikanischen Besatzern zunächst dienstverpflichtet.

Doch das gefiel ihrer Mutter gar nicht. Sie beorderte Veronika just zum gleichen Landwirt nach Gehn, für den auch Anton Könen arbeitete. Dort kam es zur schicksalhaften Begegnung, wie beide im Gespräch mit Michael Hamacher versicherten.

Anton Könens heftige Zuneigung stieß bei Veronika zunächst nicht auf Gegenliebe, obwohl sie viel Zeit gemeinsam auf dem Feld und im Bauernhof arbeiteten. Als Veronikas Mutter 1946 erkrankte, zog es die junge Frau zurück nach Mechernich. Sie nahm eine Stelle als Hauswirtschafterin beim Schreibwarengeschäft Abel an, zumal die Gehner Bäuerin ob der sich anbahnenden Liebelei der beiden Veronika nahelegte, die Arbeit auf dem Hof zu quittieren.

Liebesbriefe geraten in die Hand des „Secret Service“

Die Verbindung zu Anton Könen blieb, festigte sich nach und nach und wuchs zur beiderseitigen großen Liebe heran. „Ich konnte zu dieser Zeit Veronika nur an Sonntagen besuchen. Zur Kommunikation dienten dann auch Briefe, die jedoch oftmals vom britischen »Secret Service« abgefangen und geöffnet wurden.“

Im Oktober 1946 bewarb sich Könen bei der Oberpostdirektion Köln um eine Anstellung und wurde angenommen. Allerdings sehr gegen den Willen seines Vaters, der seit 1919 selbst bei der Post arbeitete. „Dafür erhielt ich die letzte Backpfeife meines Vaters, als ich ihm dies offenbarte“, erinnert sich Könen mit einem Lächeln. Ein Jahr später erfolgte die Versetzung des jungen Postlers zur Kraftpost ins näher gelegene Euskirchen.

Drei Jahre lang, bis 1949, pflegten die beiden ihre Liebe unter nicht gerade günstigen Voraussetzungen. Doch diese enge Beziehung blieb nicht ohne Folgen. Ende 1948 kündigte sich Nachwuchs an. Damit kamen neue Sorgen. „Die sofortige Heirat blieb uns nach dem Gesetz verwehrt, da ich, im Gegensatz zu Veronika, noch nicht die vorgeschriebenen 21 Lenze zählte. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Und so wurde ich auf Antrag hin kurzerhand für »großjährig« erklärt“, so Könen: „Dazu musste ich ausdrücklich darlegen, dass ich der Vater des zu erwartenden Kindes sei“.

Doch das erwies sich nur als erste Hürde. „Zu dieser Zeit verdiente ich bei der Post lediglich 96 DM pro Monat. »Zu wenig, um eine Familie zu ernähren«, wie mir der Standesbeamte in Mechernich zu verstehen gab. Er befürchtete wohl, dass meine Familie zum Sozialfall werden könnte“.

Da war guter Rat teuer. Der kam schließlich von seinem Vorgesetzten bei der Post. Dieser stellte Anton Könen eine Bescheinigung über ein zukünftiges Gehalt in einer Höhe aus, „von der ich tatsächlich nur träumen konnte“. So war der Weg frei für die Hochzeit vor nunmehr 65 Jahren. Am 25. Februar 1949 gaben sich die beiden das Jawort vor dem Standesbeamten in Mechernich. Einen Tag später, am Karnevalssamstag, dem 26. Februar, erhielten sie den kirchlichen Segen zum Bund der Ehe vom legendären Mechernicher Pfarrer und Original Johannes Harff.

Kleine Wohnung mit „Bütt“, Kommode, zwei Stühlen und Tisch

Könens bezogen eine kleine Wohnung „mit Bütt, Kommode, zwei Stühlen, einem Tisch und noch mehr finanziellen Sorgen in Kommern. „Manchmal fehlte das Geld, um zu heizen und die Windeln zu waschen oder zu trocknen, zumal die Familie um weitere zwei Kinder wuchs“, gesteht Anton Könen. Nachkömmling Frank wurde 1963 in einer neuen Wohnung in Mechernich geboren. Drei Jahre später, 1968, erreichte Könen einen Arbeitsplatzwechsel bei der Post von Euskirchen nach Mechernich. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung 1987.

Die wirtschaftlichen Sorgen legten sich später. „Das war die schönste Zeit für unsere Familie, auch wenn wir beispielsweise bis heute nie in Urlaub gefahren sind“, sagten die Eisernen Hochzeiter im Gespräch mit Michael Hamacher. Allerdings stieß Anton Könen hin und wieder auf unerwartete Ablehnung, was ihn sehr verletzte. „Es waren Ressentiments wegen meiner nazinahen Gesinnung als Jugendlicher, zu der ich wie fast alle Heranwachsende erzogen wurde. Im Übrigen blieb uns keine andere Wahl“.

Dennoch ist Könen seit Jahrzehnten ein angesehener Mann und ein geschätzter Gesprächspartner für die Menschen der Region, aber auch für Rundfunk und Fernsehen, wenn es um die Geschichte und Kultur „seiner“ Stadt Mechernich und der Umgebung geht.

Michael Hamacher: „Ein Autodidakt, bekannt auch durch seine vielen Ausstellungen, die sich mit den vorgenannten Themen befassen. Vor allem die Mechernicher Karnevalisten schätzen ihn, der seit nunmehr 25 Jahren die Motive für die jeweiligen Orden entwirft und dazu jeweils auch eine Legende verfasst. Für sein umfassendes kulturelles Engagement erhielt er 2005 den Rheinlandtaler.“

Während seine Frau Veronika, für die bis heute das Wohlergehen der Familie mit inzwischen elf Enkelkindern im Mittelpunkt steht, obwohl sie zurzeit gesundheitlich stark angeschlagen ist, zeigt sich Anton Könen mit seinen 85 Jahren sowohl körperlich als auch geistig beneidenswert vital.

Seine Wünsche für die Zukunft kann man seinen Augen ablesen: Gesundheit, vor allem für seine Frau, für die er künftig noch mehr Zeit aufbringen will, und um die sich auch die Kinder und Enkelkinder intensiv bemühen.

pp/Agentur ProfiPress