Eindringliche Familiengeschichte
Lit.Eifel-Lesung mit der Bachmann-Preisträgerin Katja Petrowskaja in Monschau
Monschau – Die Familiengeschichte, die Katja Petrowskaja in kurzen Kapiteln erzählt, hätte ein tragischer Epochenroman werden können: der Student Judas Stern, ein Großonkel, verübte 1932 ein Attentat auf den deutschen Botschaftsrat in Moskau. Sterns Bruder, ein Revolutionär aus Odessa, gab sich den Untergrundnamen Petrowski. Ein Urgroßvater gründete in Warschau ein Waisenhaus für taubstumme jüdische Kinder.
Doch bei der Lit.Eifel-Lesung am Mittwoch, 10. Dezember, 19.30 Uhr, in der Begegnungsstätte Estrade, Rosenthal 5, 52156 Monschau wird die Autorin aus ihrem Buch „Vielleicht Esther“ lesen und beweisen, dass sie ihren Stoff nicht episch ausbreitet, sondern dass Sinn für Komik, Ungläubigkeit und Skrupel in jedem Satz dieses eindringlichen Buches wirken.
Hieß sie wirklich Esther, die Großmutter des Vaters, die 1941 im besetzten Kiew allein in der Wohnung der geflohenen Familie zurückblieb? Die jiddischen Worte, die sie vertrauensvoll an die deutschen Soldaten auf der Straße richtete – wer hat sie gehört? Und als die Soldaten die Babuschka erschossen, »mit nachlässiger Routine« – wer hat am Fenster gestanden und zugeschaut?
Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, studierte Literaturwissenschaft in Tartu (Estland) und promovierte in Moskau. Seit 1999 lebt sie in Berlin und arbeitet als Journalistin für russische und deutsche Print- Netzmedien. Seit 2011 ist sie Kolumnistin bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Für ihre Erzählung „Vielleicht Esther“ erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis 2013.
Der Eintritt kostet zwölf Euro, ermäßigt sechs Euro.
pp/Agentur ProfiPress