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Einbrecher tappen nicht nur im Dunkeln

In Mechernich informierte Kripomann Ingo Kreuder über neue Zahlen und Entwicklungen bei Einbrüchen – Gefährdet sind vor allem Neubaugebiete

Einbruchschutz ist sein Spezialgebiet: Ingo Kreuder, Leiter des Kommissariats Vorbeugung bei der Kreispolizeibehörde Euskirchen. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Mit 72 Einbrüchen im Jahr 2013 nimmt Mechernich auf der Beliebtheitsskala der Ganoven einen Spitzenplatz unter den insgesamt elf Kommunen im Kreis Euskirchen ein. Nur in Euskirchen (208) und in Weilerswist (76) schlugen die Einbrecher noch häufiger zu. Insgesamt 525-mal beziehungsweise alle 17 Stunden drangen Diebe im vergangenen Jahr in die Wohnungen und Häuser im Kreis Euskirchen ein, berichtete Kriminalhauptkommissar Ingo Kreuder. Zum Vergleich: NRW-weit wird alle zehn Minuten eingebrochen. Auf Einladung von Mechernichs Ortsvorsteher Günther Schulz referierte der Leiter des Kommissariats Vorbeugung im Ratssaal vor 30 interessierten Zuhörern zum Thema Einbruchschutz, gab Tipps, wie man sich vor ungebetenen Gästen schützen kann und räumte mit manch falscher Annahme zum Thema Einbruch auf.

Mit dabei hatte er die neuesten Zahlen. „In Mechernich verzeichnen wir eine starke Zunahme, hier hat sich die Zahl der Einbrüche in den vergangenen vier Jahren nahezu verdoppelt“, informierte er. Der Grund: Im Stadtgebiet Mechernich gibt es besonders viele Neubaugebiete. „Die Hauseigentümer haben noch hohe Schulden, in der Regel sind beide, Mann und Frau, berufstätig. Zudem funktioniert die soziale Kontrolle in der Nachbarschaft noch nicht so gut.“ Für Einbrecher bedeutet das freie Bahn. „Bei einem unguten Bauchgefühl immer die 110 wählen“, verwies er bei beobachteten Auffälligkeiten auf den schnellen Draht zur Polizei.

Informierten im Mechernicher Ratssaal über Möglichkeiten des Einbruchschutzes: (v.l.n.r.) Ingo Kreuder, Ortsvorsteher Günther Schulz sowie Rolf Hüpgen und Alfred Trenz vom Bezirksdienst Mechernich. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Hauptsaison für Einbrüche waren auch 2013 die Herbst- und Wintermonate. Jedoch beobachte man bei der Polizei zwei „neue Trends“, so Kreuder. Zum einen kämen die Täter verstärkt zur Urlaubszeit. Zum anderen ließen sie sich immer weniger davon abschrecken, wenn die Haus- und Wohnungseigentümer zwar zu Hause seien, sich aber im Freien aufhielten. „Die Zahl der Tageseinbrüche im Sommer nimmt zu, wenn die Leute im Garten sind“, so der Kriminalhauptkommissar.

Ansonsten sind es vor allem die Stunden von 16 bis 20 Uhr, in denen so manches Türschloss geknackt wird. Die meisten Einbrecher kommen durch die Haus- oder Terrassentür, bevorzugt dann, wenn die Bewohner ihren Freizeitaktivitäten nachgehen. Eine weitere Spitzenzeit ist der Vormittag von 10 bis 12 Uhr, wenn Mütter zum Kindergarten oder Einkaufen unterwegs sind und Rentner spazieren gehen. „Klassiker“ ist auch der Einbruch während Beerdigungen. „Vor allem, wenn die Beerdigung in Anzeigen angekündigt wurde, sollte jemand da sein, der Stallwache hält“, empfahl Kreuder.

„Einbruchschutz geht alle an“ lautete das Thema im Mechernicher Ratssaal. Immerhin 30 Bürger nahmen das Angebot an und ließen sich aus erster Hand informieren. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Anders als vielfach angenommen, verwüsten Einbrecher die Wohnung nicht, wenn sie keine Beute finden. 2013 gab es keinen einzigen Fall von Vandalismus. Auch gehe es in der Regel glimpflich aus, wenn Täter und Opfer aufeinander treffen würden. „Wohnungseinbrecher sind keine Gewalttäter“, so Kreuder. In allen 41 Fällen, in denen sich Wohnungsbesitzer und Einbrecher im vergangenen Jahr gegenüber gestanden hätten, seien die Täter sofort geflüchtet. Eine Ausnahme sei der brutale Überfall auf ein Rentnerehepaar in Kommern am 22. Juni 2013 gewesen. „Das waren andere Umstände, dabei handelte es sich um ein geplantes Raubdelikt.“ Nur eines sollte man auf dringenden Rat des Kripomannes keinesfalls tun: Versuchen, den Täter aufzuhalten. „Nicht angreifen, den Fluchtweg freilassen“, mahnte er. Wer das trotzdem versucht, riskiert Bisse, wie bereits vorgekommen oder Stichverletzungen mit dem Schraubenzieher. „Den hat ein Einbrecher immer dabei.“

Falsch sei auch die weit verbreitete Auffassung, Einbrecher würden die Gegend ausspionieren, bevor sie zuschlagen. „Die Masse der Täter arbeitet spontan“, stellte Kreuder richtig. Auch warnte er davor, in dem Bewusstsein „Bei mir ist nichts zu holen“ oder „Ich bin ja versichert“   allzu sorglos zu sein. Abgesehen davon, dass keine Versicherung den ideellen Wert des Verlustes ersetzen könne, unterschätzten viele Menschen die Folgen des Eindringens in ihre Privatsphäre.

Wie weitreichend diese sein können, machte Kreuder anhand der Untersuchungsergebnisse einer Projektarbeit von Studenten der Fachhochschule Köln klar. Demnach litten 70 Prozent der befragten Einbruchsopfer unter Schlaflosigkeit und Nervosität, 30 Prozent sogar unter starken Angstgefühlen. „73 Prozent haben gesagt, dass die Verletzung ihrer Intimsphäre das Allerschlimmste gewesen sei“, so Kreuder.

Zum Abschluss seines Vortrages informierte er über wirkungsvolle Methoden, Einbrechern einen Riegel vorzuschieben. Hier gelte der Grundsatz „Mechanik geht vor Alarm“. Diejenigen, die zum Vortrag gekommen waren, bekamen umfangreiches Informationsmaterial mit auf den Nachhauseweg. Interessierte können sich an die Polizeiliche Beratungsstelle, Kölner Str. 76, in Euskirchen, Tel. 0 22 51/799 540, 799 541 und 799 542 wenden sowie sich im Internet informieren: www.riegelvor.nrw.de

pp/Agentur ProfiPress