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Ein-Mann-Betrieb für Restaurierung

Martin Sütsch (74) ergriff die Eigeninitiative und setzte die zunehmend verfallende Kriegsopfergedenkstätte an der Hosteler Kapelle wieder in Stand – Er und seine Frau Johanna (70) verloren beide ihre Väter im Zweiten Weltkrieg – Bürgermeister lobt bürgerschaftliches Engagement

Mechernich-Hostel – Die Platten waren lose, die Fugen gebrochen. Und die Abdeckplatten der halbkreisförmigen Umgrenzungsmauer des Hosteler Kriegerdenkmals hatten sich ebenfalls von ihrem Untergrund gelöst. Der Zersetzungsprozess hat sich über Jahre hingezogen – und die Eheleute Johanna (70) und Martin Sütsch (74) konnten den allmählichen Verfall der Gedenkstätte an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft von ihrem Wohnzimmer schräg gegenüber aus verfolgen.

Auch die Gehwegplatten zwischen St.-Hubertus-Kapelle und Kriegsopfergedenkstätte verfugte Martin Sütsch neu. Foto: ml/pp/ProfiPress
Auch die Gehwegplatten zwischen St.-Hubertus-Kapelle und Kriegsopfergedenkstätte verfugte Martin Sütsch neu. Foto: ml/pp/ProfiPress

„Ohne, dass mir das bewusst war, ist in mir offensichtlich der Entschluss über Jahre gereift, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, wenn keiner etwas unternimmt“, erzählte der rüstige Rentner jetzt im Gespräch mit dem „Mechernicher Bürgerbrief“. Jedenfalls wandte sich der Hosteler irgendwann aus einem spontanen Entschluss heraus an Günter und Helmut Schmitz von der Stadtverwaltung Mechernich, ob er mit Materialunterstützung rechnen könne.

Bauhofleiter und Fachbereichsleiter sicherten das gerne zu. Und dann legte Martin Sütsch los: Über mehrere Wochen und in mehreren Dutzend Arbeitsstunden befestigte er die Gehwegplatten und die Natursteinfliesen auf dem eigentlichen Denkmalrondell neu. Er verfugte alles und setzte die Abdeckplatten der Mauer neu auf.

Zur Motivation seiner Ein-Mann-Aktion erklärte der 74-jährige Sütsch: „Meine Frau und ich sind Kriegskinder. Beide Väter kehrten aus dem Zweiten Weltkrieg nicht lebend nach Hause zurück.“ Foto: ml/pp/Agentur ProfiPress
Zur Motivation seiner Ein-Mann-Aktion erklärte der 74-jährige Sütsch: „Meine Frau und ich sind Kriegskinder. Beide Väter kehrten aus dem Zweiten Weltkrieg nicht lebend nach Hause zurück.“ Foto: ml/pp/Agentur ProfiPress

Tipps, welche Materialen beim Bau verarbeitet worden waren und wie die aus den Fugen gegangenen Natursteinplatten am besten wieder verfugt werden könnten, holte sich Martin Sütsch bei Wilhelm Lehner.

„So lange ich kann, werde ich jetzt sofort beheben, falls nochmal was kaputt geht“, verspricht Martin Sütsch. Und Ehefrau Johanna hat sich vorgenommen, auch in Zukunft stets für Blumenschmuck zu sorgen.

Übrigens hat das Engagement der Eheleute auch einen persönlichen, familiären Hintergrund: „Wir sind beide Kriegskinder – und unsere beiden Väter Christoph Sütsch und Christian Lebert sind beide nach 1945 nicht lebend aus dem Krieg zurückgekehrt . . .“

Über mehrere Wochen und in mehreren Dutzend  Arbeitsstunden restaurierte und reparierte der Hosteler Rentner Martin Sütsch (74) das Ehrenmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in unmittelbarer Nachbarschaft der Hosteler St.-Hubertus-Kapelle. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Über mehrere Wochen und in mehreren Dutzend Arbeitsstunden restaurierte und reparierte der Hosteler Rentner Martin Sütsch (74) das Ehrenmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in unmittelbarer Nachbarschaft der Hosteler St.-Hubertus-Kapelle. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick lobte das bürgerschaftliche Engagement von Johanna und Martin Sütsch, als er jetzt davon erfuhr: „Ich freue mich über jeden Bürger, der Eigeninitiative ergreift und sich für das Gemeinwohl einsetzt. Es gibt viele Baustellen im Stadtgebiet, an denen das geht. Und viele Menschen in der Stadt Mechernich setzten sich auch schon für die Gemeinschaft ein, indem sie allein oder mit anderen solche Aufgaben und Arbeiten übernehmen.“

pp/Agentur ProfiPress