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Ein „malerischer“ Weg abseits von den Zwängen des Kunstmarktes

Ausstellung des renommierten Künstlers Henning John von Freyend ist noch bis Ende März in der „Galerie im Rathaus“ zu sehen – Werke geben das Leben und die Empfindungen des Künstlers preis

Mechernich – Von der informellen Kunst hat er sich früh abgewandt und stets seinen eigenen Weg abseits der Vorgaben von Galeristen gesucht. „Meine Bilder sind ehrlich. Das was man dort sieht, habe ich so empfunden“, verrät Henning John von Freyend. 25 ausgewählte Werke des 73-jährigen Malers sind nun in der Mechernicher „Galerie im Rathaus“ zu sehen. Stilistisch bewegt sich der Künstler, der in Vettweiß-Sievernich auf einem ehemaligen Bauernhof lebt, zwischen realistischer Zeichnung und abstrakter Malerei. Kurator Franz Kruse freut sich über den Gewinn: „Mit von Freyend ist uns ein Glücksgriff gelungen, mit ihm haben wir wieder eine qualitativ hochwertige Ausstellung in der Rathaus-Galerie.“ Schon zur Vernissage, die von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick eröffnet wurde, konnte Kruse viele Gäste begrüßen.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick begrüßte als „Hausherr“ die zahlreich zur Vernissage erschienenen Gäste in der „Galerie im Rathaus“. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick begrüßte als „Hausherr“ die zahlreich zur Vernissage erschienenen Gäste in der „Galerie im Rathaus“. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Malerisch“, lautet die Überschrift der Ausstellung von Freyends. Der Titel könnte nicht treffender sein. Doch wer mit dem Titel pittoreske Landschaften assoziiert, liegt falsch. Die Werke, die in Mechernich zu sehen sind, beinhalten vielmehr seine Entwicklung von der graphisch genauen Abbildung der Wirklichkeit zur freien Malerei, die eben „malerisch“ von Licht, Raum und prächtigen Farben lebt. In seinen Bildern findet der Betrachter stets einen Leitfaden: Von Freyend arbeitet mit einem Raster, das der Künstler zu Beginn über seine Werke „legt“ und in allen seinen Bildern nach Fertigstellung sichtbar bleibt: „So habe ich eine Ordnung, sonst schweife ich beim Malen ab“, erläutert der Künstler.

Kurator Franz Kruse (l.) im Gespräch mit Künstler Henning John von Freyend, dessen Ausstellung er als „Glücksgriff“ für die Rathaus-Galerie bezeichnete. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
Kurator Franz Kruse (l.) im Gespräch mit Künstler Henning John von Freyend, dessen Ausstellung er als „Glücksgriff“ für die Rathaus-Galerie bezeichnete. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Motive, die für sein Leben, seine Empfindungen, seine Erfahrungen sprechen, sucht der Künstler sich aus und gibt mit seinen Werken viel von sich und seinem Leben preis. In Mechernich sind etwa sein „Elternhaus“, sein Geburtsort Hamburg und „Der Weg“ ausgestellt. „Die Auseinandersetzung mit Wirklichkeit, mit dem, was mich beschäftigt und die Suche nach einer Ausdrucksform meiner Lebenswirklichkeit hat mich von Anfang an beschäftigt“, so von Freyend über seinen künstlerischen Anspruch: „Mein Ziel ist nicht die bloße Unterhaltung in sensationellen Effekten – wie sie heute weitgehend den Markt bestimmt- sondern mich selbst als Persönlichkeit einzubringen, um einen nachhaltigen lesbaren Eindruck für den Betrachter zu erreichen. Sonst entsteht bloß geschicktes Design.“

Linda Pfeiffer, Schriftstellerin und die Lebensgefährtin des Malers, führte in die Ausstellung ein. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
Linda Pfeiffer, Schriftstellerin und die Lebensgefährtin des Malers, führte in die Ausstellung ein. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Die Laudatio über den Künstler hielt Linda Pfeiffer. Sie ist Schriftstellerin und die Lebensgefährtin des Malers und gewährt mit ihren Worten tiefe Einblicke. Schon der Beginn ihrer Laudatio ist ungewöhnlich – geht sie doch zunächst gar nicht auf Leben und Werk des Künstlers ein. Stattdessen erzählt sie von einer Freundin ihrer Mutter, die eine schöne Wohnung in Kölns begehrtester Wohnlage mit einer Wohnung in Mechernich tauscht. Die Freundin der Mutter sei jüdische Abstammung, erzählt Pfeiffer, deren Vater starb im Konzentrationslager, sie musste sich als junges Mädchen im Alter von etwa 15 Jahren verstecken, um zu überleben. Verschiedene Familien in und um Mechernich hätten ihr damals geholfen. Die Freundin habe Mechernich und die Mechernicher Bürger als tolerant und warmherzig kennen gelernt.

„Der Rhein bei Köln“ lautet der Titel dieses Bildes. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
„Der Rhein bei Köln“ lautet der Titel dieses Bildes. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Die Freundin meiner Mutter hat sich portraitieren lassen und das Werk ist nun auch in der Ausstellung zu bewundern“, verriet Pfeiffer und spannte damit den Bogen zum Künstler. Zusätzlich gewährte sie mit ihrer Laudatio auch einen Blick hinter die Kulissen. „Von Freyend ist ein Maler, der eine Existenz unabhängig von den Zwängen des Kunstmarktes und außerhalb der etablierten Kunstszene führt“, so Pfeiffer. Diese Denkweise beruhe auf Erziehung, der Vater sei ein mehr als kulturinteressierter Exportkaufmann gewesen.

Von Freyends Leben sei schon in jungen Jahren geprägt gewesen von frühen Begegnungen mit Theater, bildender Kunst, Konzerten, Film und Reisen in die Museen Europas. In Basel erlernte der junge Künstler an der Hochschule für Kunst und Gestaltung das Handwerk des Zeichnens. Der gebürtige Hamburger arbeitete nach seinem Kunststudium kurzzeitig als Werbegrafiker in New York, bevor er sich 1969 an der Gründung der Künstlergruppe EXIT in Köln beteiligte. Nach mehreren großen Ausstellungen befinden sich einige Werke des Künstlers in privaten und öffentlichen Sammlungen. Unter anderem hängt ein Portrait von John F. Kennedy in der Amerika Gedenkbibliothek sowie ein Gemälde von Papst Johannes Paul II im Katholischen Sozialen Institut der Erzdiözese Köln.

Der Maler Henning John von Freyend vor seinem Bild „Elternhaus“, das ebenfalls in der Mechernicher Rathaus-Galerie zu bewundern ist. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
Der Maler Henning John von Freyend vor seinem Bild „Elternhaus“, das ebenfalls in der Mechernicher Rathaus-Galerie zu bewundern ist. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

In der Rathaus-Galerie ist gleich am Eingang ein großes „Panorama-Riesen-Bild“ zu entdecken. Das Bild zeige alle Facetten der 40-jährigen Entwicklung von Freyends zur Malerei, erläutert Pfeiffer: „All die Auseinandersetzungen mit Gegenwart von Freyends sind in das Bild eingeflossen.“

Seine Entwicklung habe der Künstler festgehalten, seit 1970 füllte von Freyend an die hundert Skizzenbücher mit schriftlichen und zeichnerischen Notizen. Die zeitgenössische Malerei von Henning John von Freyend ist bis Ende März zu den Öffnungszeiten der Verwaltung, montags bis freitags, 8.30 bis 12.30 Uhr und donnerstags zusätzlich 14 bis 18 Uhr, in der „Galerie im Rathaus“ zu sehen.

pp/Agentur ProfiPress