Ein Hoch auf die Spontanität
Auch die zweite Auflage von „Kultur spontan“ war ein voller Erfolg – Im gemütlichen Wohnzimmerambiente wechselten in der Münstereifeler Fußgängerzone am Sonntagnachmittag Akteure, Liedbeiträge, Instrumente, Gedichte, Kurzgeschichten aus eigener oder fremder Feder in munterer Folge – Die Auftaktveranstaltung des Nordeifeler Literaturfestivals Lit.Eifel bot Stunden zum Schwelgen, Lauschen, Mitwippen und Träumen
Bad Münstereifel – Was ist das Grandiose an der Spontanität? Sie birgt eine Fülle von Überraschungen und hält mitunter auch sehr bewegende Momente bereit. So geschehen bei der Auftaktveranstaltung des Nordeifeler Literaturfestivals Lit.Eifel am Sonntagnachmittag in Bad Münstereifel. Unter dem Motto „Kultur spontan“ und der Federführung der Projektgruppe „Lesekultur“ war der Bereich rund um den Bücherschrank in der Werther Straße zum zweiten Mal Schauplatz eines herrlich ungeplanten Straßenkultur-Happenings. Ob Münstereifeler Bürger, Besucher oder Flaneur – in der Zeit von 13 bis 17 Uhr war jeder aufgerufen, etwas vorzulesen, zu rezitieren, ein Lied zu singen oder auf andere Weise zum lockeren Programm beizutragen.
Emsig waren die Münstereifeler „Open Air“-Bühne und die Zuschauerlogen zuvor mit gemütlichen Wohnzimmermöbeln ausgestattet worden. Sofas, Sessel und auch heimelige Accessoires wie die Blumenvase auf dem Beistelltischchen durften nicht fehlen und sorgten für ein kuscheliges Ambiente. Was folgte, waren Stunden zum Schwelgen, Lauschen, Mitwippen und Träumen. Pfarrer Gerri Wöhlmann aus Halle an der Saale, der zu Besuch bei der evangelischen Kirchengemeinde Bad Münstereifel war und gemeinsam mit Pfarrer Raschle durch das Städtchen flanierte, eröffnete den bunten kulturellen Reigen und sang spontan „Fünf kleine Pinguine“ für die Kinder. Für echtes Gänsehautfeeling sorgte dann der Auftritt des blinden Jugendlichen Sebastian Knaul aus der Nähe von Mönchengladbach, der den Ausflug nach Bad Münstereifel geschenkt bekommen hatte und auf seinem Weg ins Heino-Café die Musik in der Fußgängerzone vernommen hatte. Er begeisterte die Zuschauer mit drei eingängigen A Capella-Versionen von „L’important, c‘est la rose“, „A maintenant“ und „Le temps septembre“ des berühmten französischen Chansonniers Gilbert Becaud.
Fortan wechselten Protagonisten, Liedbeiträge, Instrumente, Gedichte, Kurzgeschichten aus eigener oder fremder Feder in munterer Folge. „Des Torwächters Weib“, Jeanette Bünger entführte unter anderem in die Münstereifeler Sagenwelt. Musiker Uwe Belz trug mit einigen Songs nicht nur selbst zum großen Gelingen der Veranstaltung bei, sondern stellte dem Kölner Musiker-Urgestein Winfried Bode, der zufällig durch die Stadt schlenderte, seine Gitarre bereit. Szenenapplaus erntete dann die schöne Geste des benachbarten Eiscafés „Bella Italia“, als Mitarbeiterin Lina Honert zu Stärkungszwecken Eis an alle Zuhörer verteilte.
Zwischen George Gershwin, Ephraim Kishon, Bruno Mars, Avicii, Katy Perry und Heinrich Böll entstand Buchstabe für Buchstabe auch der „Kultur spontan“-Banner, der alsbald fröhlich über dem gediegenen roten Sofa flatterte. Beim Auftritt der Münstereifeler Band „Just for Fun” versammelten sich ganze Menschentrauben rund um den ausgefallenen Outdoor-Salon. Mit einem tollen Auftritt überzeugten auch die beiden jüngsten Akteure des Tages, die 16-jährige Nachwuchs-Autorin Jana Esser und der 12-jährige Rafael Lang, beide aus Bad Münstereifel, die aus ihren eigenen Texten vorlasen und sich den großen Publikumsbeifall wohlverdient hatten. Am Ende waren nicht nur Organisatorin Waltraud Stening-Belz und Mitorganisator Jochen Starke vom Lit.Eifel-Beirat von der Resonanz auf das spontane Kultur-Event restlos begeistert.
Das Hauptprogramm von Lit.Eifel findet in den Monaten Oktober, November und Dezember mit mehr als 30 Lesungen in der gesamten Nordeifel und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens statt.
pp/Agentur ProfiPress