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AllgemeinRotes Kreuz im Kreis Euskirchen

Ein Einblick in die Kinderseele

Vortrag des Familientherapeuten Wilfried Nelles beim Roten Kreuz – 100 Erzieher und weitere Fachkräfte hörten zu – Gesprächsrunde mit dem Referenten

Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Rotkreuz-Kreisverbands Euskirchen, Ilona Raabe, Leiterin Familienbildung, und Referent Wilfried Nelles. Foto: Johannes Mager/pp/Agentur ProfiPress

Euskirchen – „Die kindliche Seele und ihre Entwicklung“ – dieses Thema stieß bei vielen Erzieherinnen und Erziehern sowie weiteren Fachkräften auf reges Interesse. Rund 100 Zuhörer waren der Einladung des Roten Kreuzes zum Vortrag von Wilfried Nelles gefolgt. Ilona Raabe, Leiterin der Familienbildung beim Euskirchener Rotkreuz-Kreisverband, hatte den Familientherapeuten aus Marmagen bei einem Vortrag gehört und sich daraufhin erfolgreich bemüht, ihn auch für einen Nachmittag im Euskirchener Rotkreuz-Zentrum zu gewinnen.

„Was die kindliche Seele braucht, vor allem die kleinkindliche, ist Sicherheit“, stellte Nelles als Grundsatz fest. „Sicherheit heißt Verlässlichkeit. Sicherheit heißt, einen festen Platz zu haben“, erläuterte er. Als wichtigstes Erlebnis stellte er die Geburt dar. „Das Kind kommt aus einem Raum, wo es mehr oder weniger sicher war: dem Leib der Mutter.“ Die Geburt sei neben dem Tod die größte Veränderung, die der Mensch erfahre. Die Temperatur um das Kind herum werde plötzlich heiß oder kalt. Die Grenzen im Leib der Mutter seien plötzlich nicht mehr da. Und ebenso plötzlich gehe es von der Dunkelheit ans Licht. „Das Kind braucht in dieser extremen Offenheit einen Anknüpfungspunkt“, so Nelles.

Es sei für das Kind wichtig zu spüren, dass es nicht verloren sei. Es wisse in seiner Seele, dass sein Leben von Hilfe abhängig sei. Mit der Geburt sei das Kind eigenständig, allerdings zunächst nur körperlich. „Seelisch noch nicht. Das dauert noch eine Zeit“, erklärte Nelles. „Die Mutter ist für das Ungeborene und den Säugling die ganze Welt.“ Da das Kind im Mutterleib von selbst mit allem versorgt wurde, was es braucht, müsse es nach der Geburt erfahren, dass es Bedürfnisse habe.

Dabei müsse es mit den ersten Frustrationen klar kommen, da nicht alle Bedürfnisse sofort und manche sogar falsch befriedigt würden. „Das Kind schreit und die Mutter wechselt ihm die Windel, dabei hat es Hunger“, gab Nelles als Beispiel an.

Bereits im Mutterleib allerdings spüre das Kind, wenn auch in gefilterter Form, Sorgen, Stress, Gefühle der Mutter. „Wenn das Kind spürt, dass die Mutter sehr belastet ist, wird es sich im Mutterleib zurücknehmen“, so der Fachmann.

Auch widmete sich Nelles mit einigen Sätzen der Diskussion, ob Kinder bereits in den ersten Lebensjahren in einer Kita untergebracht werden können. Seine Meinung: „Das Kind und sein Wohl sind bei der Diskussion nur vorgeschoben. In Wahrheit geht es um die Gleichstellung der Frau.“ Es gebe wenige Hinweise darauf, dass es funktioniere, ein- oder zweijährigen Kindern in die Kita zu geben.

Nach dem Vortrag von Wilfried Nelles waren die Zuhörer zur Diskussion eingeladen. Dabei kamen zahlreiche Fragen auf, die sich auf Nelles Erläuterungen bezogen. So interessierten sich die Fachkräfte etwa für die Auswirkungen der Kita-Betreuung auf Kinder unter drei Jahren. Auch die Auswirkungen einer Adoption und unterschiedlicher Geburtsformen auf die Kindesseele waren Themen, die erörtert wurden.

Der Vortrag war der Auftakt des Bundesprojekts „Elternchance ist Kinderchance“ bei den Euskirchener Rotkreuzlern. Einer der Schwerpunkt wird die zertifizierte Weiterbildung zum „Elternberater und Elternbegleiter“ im kommenden Jahr sein. „Die Fachkräfte sollen geschult werden, Eltern mit fachkundigem Rat zum Förderbedarf der Kinder zur Verfügung zu stehen“, erklärt Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Rotkreuz-Kreisverbands Euskirchen. „Sie sollen helfen, die Übergänge von Kindergarten zur Schule gut zu gestalten“, ergänzt Ilona Raabe.

Diese kostenfreie Zertifizierung der „Bundesarbeitsgemeinschaft Familienbildung & Beratung“ umfasst drei fünftägige Module zwischen März und November 2014. Hinzu kommen das Erstellen einer Abschlussarbeit und die Erschließung eines persönlichen Netzwerks in der Region.

 pp/Agentur ProfiPress