Eifeler Geldspenden in Indien persönlich übergeben
Eine Delegation aus Vussem und Umgebung besuchte Kinderheim-Projekt in Mangalore – Kartoffelreiben und Kochmützen im Gepäck
Mechernich-Vussem – Im Schneidersitz sitzen rund 60 Jungs im Innenhof des „Aloysian Boys Homes“ im südindischen Mangalore und löffeln andächtig Eis aus Bechern. Dass sie in den Genuss dieser nicht alltäglichen Leckerei kommen, verdanken sie engagierten Menschen aus dem Stadtgebiet Mechernich. Um das viele Geld, das Eifeler für das Kinderheim in Indien gespendet hatten, persönlich zu übergeben, reiste das Vussemer Ehepaar Anneliese und Johannes Klinkhammer persönlich nach Mangalore, eine Hafenstadt im südindischen Bundesstaat Karnataka. Im Gepäck hatten sie dabei nicht nur die „dicken“ Schecks, sondern auch eine Summe Bargeld, die es ihnen spontan ermöglichte, den Kindern einmal Freude zu bereiten mit Dingen, die im Alltag so nicht möglich sind. Das war außer dem Eis auch ein Ausflug in einen Wildpark samt Verpflegung.
Für die Klinkhammers und einige andere Teilnehmer war es nicht die erste Reise, zum ersten Mal dabei waren zwei Vussemer Ehepaare, die sich ebenfalls einmal persönlich davon überzeugen wollten, was mit dem vielen Geld geschieht, dass die Eifeler spenden. Denn seit mittlerweile mehr als 30 Jahren unterstützen die katholische Kirchengemeinde St. Margaretha Vussem-Breitenbenden und die Dorfgemeinschaft Vussem das „Aloysian Boys Home“, eine von Jesuiten geleitete Einrichtung. Auch die städtische Realschule Mechernich fördert zwei Häuser des Kinderheimes, das ähnlich aufgebaut ist wie ein SOS-Kinderdorf. Zu den eifrigen Unterstützern zählen auch die Feybach-Finken, eine Blockflötengruppe unter der Leitung von Resel Feyen.
Insgesamt leben dort zwischen 90 und 120 Jungen im Alter von fünf bis 17 Jahren in Gruppen von neun bis zwölf Kindern unter Obhut einer Hausmutter oder – für die älteren – eines Hausvaters. Hinzu kommt das Aloysian-Trainingsinstitut, das auch Mädchen aus armen Familien eine Ausbildung und damit ein selbständiges Leben ermöglicht. Das Heim betreibt eine eigene Schweine- und Rinderzucht sowie mit dem Dung des Viehs eine Biogas- und eine Kompostieranlage.
Der Gründer und Leiter des Heimes, Pater Leo de Souza, ist ein alter Freund der Familie Klinkhammer. „Kennengelernt habe ich ihn als Studentin auf einer Berlin-Fahrt, und Jahre später war es Pater Leo, der uns getraut hat“, berichtet Anneliese Klinkhammer. Und da Pater Leo, ein Doktor der Biologie, regelmäßig zu Gast in Vussem ist, ist er auch über den Ort hinaus schon lange kein Unbekannter mehr, was ein Grund dafür sein dürfte, dass nicht nur die Vussemer bereit sind, für das „Aloysian Boys Home“ reichlich zu spenden. So konnten bei dieser Reise nach Indien allein 5.000 Euro an die Handwerksschule des Trainingsinstituts übergeben werden, darunter eine 1.000-Euro-Spende des Junggesellvereins. Die Summe von 8.000 Euro ging an das Kinderheim, darunter auch 6.500 Euro, die beim letzten Adventsbasar zusammengekommen waren und auf den das gesamte Jahr über viele Hände hin basteln und handarbeiten sowie 1.000 Euro, für die Johannes Klinkhammer und fleißige Helfer bei verschiedenen Anlässen Reibekuchen zubereitet und verkauft hatten.
Und auch in Mangalore mussten sich Johannes Klinkhammer und die Mitreisenden Küchenschürzen umbinden, denn der Lehrgang für Ernährung am St. Aloysius College hatte sich im Vorfeld des Besuchs einen „International Workshop on German cuisine“ gewünscht. Reibekuchen und Sauerkraut mit Kartoffelpüree sollte es nach den Wünschen der Inder geben. „Die Kartoffelreiben hatten wir vorsorglich im Gepäck“, berichtet Anneliese Klinkhammer. Also wurden mit Unterstützung der Mädchen für 50 Personen Kartoffeln geschält, gerieben und gestampft und an mehreren Kochherden zubereitet. Die für den indischen Gaumen ungewohnten Gerichte kamen gut an. „Es hat allen hervorragend geschmeckt“, freut sich die Vussemerin.
Bei ihrem Aufenthalt überzeugte sich die Reisegruppe aus dem Mechernicher Stadtgebiet wieder einmal davon, welch großen Wert Pater Leo und seine Mitarbeiter darauf legen, die Kinder ihren Neigungen entsprechend zu fördern. Auch Brauchtum und Religionen, die sie aus ihren Ursprungsfamilien gewohnt sind, werden beibehalten und gepflegt, wie etwa traditionelle Tänze. „Der Respekt für jeden einzelnen, der liebevolle Umgang und die Toleranz untereinander sind überall spürbar“, beschreibt Anneliese Klinkhammer die Stimmung im Kinderheim. Die schön gestaltete Erstkommunionfeier der Heimkinder war einer der weiteren Höhepunkte während des Aufenthalts in Mangalore, dem sich für die Mechernicher eine Indienrundreise mit Besuch am Grab des Apostels Thomas in Chennai-Mylapore im Erzbistum Madras-Mylapore anschloss.
pp/Agentur ProfiPress