Domführung mit Weihbischof
Dr. Johannes Bündgens empfing die sechs polnischen Priesterkandidaten und Pastoralpraktikanten der Communio in Christo in Aachen – Viele Fragen, manchmal keine einfachen Antworten

Mechernich/Aachen – Die sechs Priesterseminaristen aus dem polnischen Pelplin, die ein Pastoralpraktikum im Mutterhaus der Communio in Christo in Mechernich absolviert haben, wurden Mitte August in Aachen von Weihbischof Dr. Johannes Bündgens empfangen. Er beantwortete bereitwillig die Fragen seiner künftigen priesterlichen Mitbrüder und zeigte den Seminaristen den Hohen Dom im Rahmen einer von ihm selbst geleiteten Führung.
Ewa Bochynek, die bei dem Zusammentreffen als bewährte deutsch-polnische Dolmetscherin fungierte: „Das Treffen begann mit einer Begrüßungsrunde. Alle stellten sich vor, man stieß auf Gemeinsamkeiten beziehungsweise wechselseitige Parallelen. Bischof Bündgens fiel auf, dass viele Seminaristen deutsche Nachnamen haben, er selbst hatte eine Großmutter mit dem polnischen Nachnamen Kowalski.“
Stanislaw Mejer, der Leiter des Communio-Freundeskreises im Priesterseminar Pelplin, nutzte die Fragerunde mit Weihbischof Bündgens, um sich nach den Beziehungen zwischen der Bistumsleitung und der Communio in Christo zu erkundigen. Sie seien gutnachbarschaftlich und befänden sich seit langem in einem bis heute andauernden Prozess zur Klärung noch offener Fragen, sagte Weihbischof Bündgens. Fragen, die sich aus der besonderen Gründungsgeschichte und dem besonderen Charakter des Ordens mit Mutterhaus in Mechernich ergäben. „Da es sich bei der Communio in Christo eben um einen Orden mit anderer als der kirchenrechtlich verankerten Ordensbegrifflichkeit handele, sei es nicht einfach, die Dinge schnell in Einklang zu bringen“, so Ewa Bochynek.
Vertreter des Bistums besuchen immer wieder die segensreichen Einrichtungen der Communio in Christo – zuletzt Weihbischof Karl Borsch vor einigen Wochen während eines Visitationsbesuchs in Mechernich. Es bestehe insgesamt, am Bischofssitz wie vor Ort in Mechernich und Blankenheim, „eine freundliche Nachbarschaft mit der Communio“. Weihbischof Dr. Johannes Bündgens sagte den jungen Priesteramtskandidaten aus Polen auch, dass er die Doktorarbeit des leitenden Communio-Verantwortlichen in Polen, Prälat Dr. Jozef Zielonka, über Mutter Marie Therese kenne. Er hatte über die Spiritualität der Communio in Christo und Mutter Marie Thereses promoviert.
Die weiteren Fragen der Theologiestudenten und Priesterseminaristen bezogen sich auf die Situation der Kirche in Deutschland, auf den Priestermangel und mögliche Auswege aus dieser Situation. Bündgens gab zu erkennen, dass auch er nicht über Patentrezepte und allgemeingültige Motivationsmethoden verfüge, mit denen man junge Männer per se für den Priesterberuf begeistern könnte. Bei der Ursachenforschung für die Berufungsflaute komme einiges zusammen, vermutet der Weihbischof. Ewa Bochynek: „Er sagte, schuldig sei sicherlich auch die gesellschaftliche Situation in Deutschland, die Globalisierung, die Medien, der Wohlstand sowie zunehmender Egoismus und Individualismus.“ Aleksander „Olek“ Lipkowski erwartete von Weihbischof Dr. Johannes Bündgens, der in Rom studiert und promoviert hatte, eine Einschätzung zu den Pontifikaten Papst Johannes-Paul II. und Benedikt XVI: „Gibt es Veränderungen, gibt es Unterschiede? Wie unterstützen die Deutschen ihren Papst?“ „Die Polen haben ganz sicherlich ihren polnischen Papst besser unterstützt als die Deutschen ihren deutschen Papst“, konstatierte der Weihbischof. Mehr noch: „Auch der deutsche Papst ist in Polen beliebter als in Deutschland.“ Es gebe in Deutschland viele, die den Papst kritisieren und mit seinem Vorgehen nicht einverstanden sind.
Außerhalb der Frageordnung erzählte Dr. Johannes Bündgens, der vor seiner Bischofsweihe 2006 Pfarrer in Mechernichs Nachbarpfarrei Heimbach war, von seinem Studium und seiner Priesterweihe 1980 in Rom. Und er erinnerte sich an die Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, an die Streiks und die herausragende Rolle der Katholischen Kirche in Polen, als er in seiner ersten Gemeinde als Kaplan an der Organisation von Paketaktionen für die Katholiken in Polen mitgewirkt hatte. Gerade die Anfänge des Pontifikates von Papst Johannes Paul II. hätten neuen Wind in der Kirche entfacht, er erinnere sich gerne an die Zeit, als Johannes Paul II. zum Papst gewählt wurde und an die Begeisterung, mit der er damals aufgenommen wurde. Bochynek: „Weihbischof Bündgens sagte, jeder habe seinerzeit den Anbruch einer neuen Zeit in Kirche und Welt zu verspüren geglaubt. Alle Ideen und Bestrebungen nach Freiheit seitens der „Solidarnosç“ in Polen seien im Westen mit vollzogen und begrüßt worden. Es sei eine sehr bewegte Zeit gewesen.“
Robert Lew-Kiedrowski fragte Weihbischof Bündgens nach der Ausbildung der Priester in Deutschland. Er erklärte die Beziehung zwischen Staat und Kirche in Deutschland, und dass jeder Priester laut Konkordat einen staatlichen Abschluss haben müsse. Es gebe jedoch mittlerweile kirchliche Institutionen, die vom Staat stillschweigend geduldet werden, die vor allem Spätberufene, Kandidaten ohne Abitur und Studium zu Priestern ausbilden. Bündgens erkundigte sich seinerseits nach der Ausbildungssituation für Priester in Polen. Gregor Worobiec erkundigte sich bei Johannes Bündgens nach dessen Aufgabenbereichen und bekam als Beispiele die Werke Missio, Misereor und Caritas genannt. Die Hälfte des Jahres, so Bündgens, nähmen Visitationen der Pfarreien, Treffen mit Mitarbeitern, Kindern und Jugendlichen in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen in Anspruch.
pp/Agentur ProfiPress