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„Die Menschen bei ihren Erinnerungen abholen“

Dr. Carsten Vorwig, neuer Direktor des LVR-Freilichtmuseums Kommern, stellt sich vor – Schon im Studium auf Hausforschung spezialisiert – Mit Gebäuden zeitliche Veränderungen darstellen

Mechernich-Kommern – Im entspannten 60er-Jahre-Charme des Quelle-Fertighauses, das seit 2015 ein wichtiger Bestandteil der Baugruppe Markplatz Rheinland im Kommerner Freilichtmuseum ist, hat sich der neue Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig vorgestellt. Dabei könnte man Vorwig selbst als wichtigen Bestandteil des Marktplatz Rheinland bezeichnen. Schließlich ist der 53-Jährige bereits seit 2003 als wissenschaftlicher Referent im Museum tätig und war von Beginn an federführend für den Aufbau der Baugruppe verantwortlich. Am 1. März trat er die Nachfolge von Dr. Josef Mangold als Leiter des LVR-Freilichtmuseums Kommern an.

„Von Anfang an begeisterte mich das Haus als Quelle für die Alltagsgeschichte(n) der Menschen und die entwicklungsgeschichtlichen Veränderungen“, betont Dr. Carsten Vorwig im Pressetext des LVR-Freilichtmuseums. Foto: Hans-Theo Gerhards/LVR-Freilichtmuseum/pp/Agentur ProfiPress

Die Stelle des Hausforschers im Kommerner Freilichtmuseum, die er 2003 übernahm, sei für den studierten Volkskundler die absolute Traumstelle gewesen, sagt Vorwig. „Die Wir-Rheinländer-Halle war das erste Projekt in das ich hier sprichwörtlich reingestolpert bin. Aber in der Halle endet die Geschichte des Rheinlands in den 50er-Jahren. Und für mich stellte sich die Frage, warum da aufhören?“

Aus dieser Frage sei die Idee entstanden, ein großes Dorf zu zeigen, das nach und nach verstädtert, wie es der Marktplatz Rheinland widerspiegelt, sagt der neue Museumschef. „Das ist ein wirklich spannendes Thema. Wir möchten damit die Menschen bei ihren eigenen Erinnerungen von der Nachkriegszeit bis heute abholen“, erklärt Vorwig. Daher soll auch der Marktplatz Rheinland weiter wachsen, wie zuletzt 2019 um die Milchbar aus Brühl.

„Zeitschnitt“ in der Milchbar

In dieser hat sich das Museum übrigens erstmals einen sichtbaren „Zeitschnitt“ zunutze gemacht. Ein Teil des Gebäudes zeigt die Einrichtung der ursprünglichen Milchbar in den 50er-Jahren, der andere Teil den Zustand im Jahr 2018 vor dem „Umzug“ ins Museum.

Dr. Carsten Vorwig, neuer Direktor des Kommerner Freilichtmuseums, posierte gerne im 50er-Jahre-Bereich der »Milchbar« für ein Pressefoto. Foto: Frederik Scholl/pp/Agentur ProfiPress

Wie die Kölnische Rundschau und der Kölner Stadt-Anzeiger berichten, würden derzeit einige Gebäude der Baugruppe Niederrhein überarbeitet. „Früher war es üblich, möglichst den Originalzustand eines Hauses zu zeigen. Wir wollen aber jetzt dazu übergehen, auch die zeitlichen Veränderungen darzustellen“, wird Carsten Vorwig von Redakteur Thorsten Wirtz zitiert, und weiter: „Für uns ist heute wichtig, wie ein Gebäude genutzt wurde und wie die Menschen zu verschiedenen Zeiten darin gelebt haben. Und das ist meist spannender als das Gebäude an sich.“

Haus als Quelle von Alltagsgeschichten

Wie die Vita von Dr. Carsten Vorwig verrät, legte er seinen inhaltlichen und methodischen Schwerpunkt bereits im Studium auf die Hausforschung als Teildisziplin der Volkskunde und promovierte zur Entwicklung von ländlichen Gast- und Schankwirtschaften im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Im Pressetext des LVR-Freilichtmuseums betont er: „Von Anfang an begeisterte mich das Haus als Quelle für die Alltagsgeschichte(n) der Menschen und die entwicklungsgeschichtlichen Veränderungen.“

Nächste Erweiterung für den Marktplatz Rheinland soll ein aus Roggendorf stammendes Fachwerkhaus werden. „Darin möchten wir ein Heimatmuseum zeigen, also buchstäblich das Museum im Museum“, verrät Carsten Vorwig.

Dr. Carsten Vorwig: „Für mich stellte sich beim Marktplatz Rheinland die Frage, warum nach den 50er Jahren aufhören?“ Foto: Frederik Scholl/pp/Agentur ProfiPress

Als Direktor ist Vorwig natürlich für alle Baugruppen im Museum verantwortlich. „Wir wollen auch die älteren Baugruppen überarbeiten und als Museum noch mehr Informationen bereitstellen“, sagt Vorwig. Ergänzend zum bestehenden Audio-Guide für das Museum werde derzeit an einem Media-Guide gearbeitet, der Informationen auch in visueller Form über das eigene Mobiltelefon oder über ein Leihgerät abrufbar machen soll.

Auch in puncto Veranstaltungen plant das Museum für das laufende Jahr. So soll vom 12. bis 24. April wieder der „Jahrmarkt anno dazumal“ stattfinden. Die Zeitblende 1972 lockt am 20. und 21. August ins Museum.

Frederik Scholl/pp/Agentur ProfiPress