Die Flucht der Heiligen Familie
Der Bleibuirer Wissenschaftler Ulrich Mehler erzählt mittelalterliche Kindheit-Jesu-Geschichten nach – Mit Bildern von Ruth Mehler
Mechernich-Bleibuir – Es hätte alles so schön sein können, wenn da nicht der König Herodes gewesen wäre, der dem Kind nach dem Leben trachtet. So muss die kleine Familie nach Ägypten fliehen, zusammen mit den Tieren aus dem Stall. In diesem zweiten Band seiner Weihnachtsgeschichten erzählt Professor Dr. Ulrich Mehler nach den alten Handschriften einige der Geschichten nach, die man sich im Mittelalter erzählte und die sich um die Flucht nach Ägypten und die Kindheit Jesu ranken.
Da werden auf dem Weg nach Ägypten die wilden Tiere zahm, wenn das Kind kommt, die Bäume neigen sich, Wasser sprudelt in der Wüste, ein Räuber bekehrt sich und die fremden Götterbilder stürzen zu Boden. Wieder daheim in Nazareth, haben Josef und Maria alle Hände voll zu tun, das heranwachsende Kind vor dem Neid und der Missgunst der Nachbarn zu bewahren. Denn auch hier geschehen um den Jungen herum nicht zu begreifende und wundersame Dinge. Zu kurz gesägtes Holz wird wieder in die richtige Länge gezogen, Tote werden lebendig, Wasser kann in der Schürze getragen werden, Vögel aus Lehm können plötzlich fliegen. Schließlich wirft der Schulmeister den Jungen aus der Schule, weil klar wird, dass der mehr weiß als der Lehrer je erfahren wird.
Mit dabei sind wieder die Tiere aus dem Stall, Ochse und Esel, Hahn, Hund und Katze, aus der ersten Weihnachtsgeschichte von Ulrich Mehler: „Krippenmärchen. Wie die Tiere an die Krippe kamen. Oder: Die Weihnachtsgeschichte von den Bremer Stadtmusikanten. 1. Auflage 2005, 2. Auflage 2015“ – übrigens das nach dem „Fliegenmarsch“ von Ulrich Mehler das bisher erfolgreichste Buch aus der Offizin der Kodex-Kulturvereins in der Alten Schule in Bleibuir.
Da hatten die Tiere ja das Geschehen im Stall von Bethlehem aus ihrer Sicht dargestellt und kommentiert. Sie ziehen auch jetzt mit nach Ägypten und wieder zurück: Der bedächtige Ochse, der ängstliche Esel, die schlaue Katze, der vorlaute Hahn und der nachdenkliche Hirtenhund. Und sie sehen wieder alles mit ihren eigenen Augen.
Mit eigenen Augen hat auch Ulrich Mehler, Altgermanist, Mittellateiner, Musik- und Theaterwissenschaftler und einer der weltweit wenigen Experten für mittelalterliche Singspiele, Theater und Erzählkunst, diese Geschichten in mittelalterlichen Handschriften gelesen, die sich seit dem Mittelalter immer wieder um die Kindheit Jesu gebildet haben. „Die Evangelisten schweigen ja weitgehend über die Ereignisse auf der Flucht und die Jugend Jesu. Da lag es für das Mittelalter auf der Hand, diese Lücke mit eigenen Geschichten zu füllen, zumal auch ganz bestimmte Texte, so genannte „apokryphe Evangelien“, außerhalb der vier von der Kirche zugelassenen Evangelien darüber berichteten“, erklärt der Experte. Im Mittelalter waren diese „Kindheit-Jesu-Geschichten“ sehr beliebt, und einige von ihnen haben sich bis heute als Legenden gehalten.
In diesem zweiten Band der Weihnachtsgeschichten erzählt Ulrich Mehler diese mittelalterlichen Geschichten nach. Seine Ehefrau Ruth Mehler hat das neue Buch wieder mit ihren eigenen Zeichnungen nach mittelalterlichen Vorbildern illustriert.
Bestellt werden kann das Buch „Die Flucht nach Ägypten. Mittelalterliche Kindheit-Jesu-Geschichten.“ zum Preis von zehn Euro per E-Mail unter kodex@kodex-kulturverein.de. Einen Überblick über das gesamte Programm findet man unter www.kodex-kulturverein.de.
pp/Agentur ProfiPress