Der Inklusionsgedanke wird hier großgeschrieben
Lebenshilfe HPZ bietet im Euskirchener „Quartier City Süd“ acht Wohnungen für Menschen mit Autismus an und eröffnet eine Autismus-Ambulanz – Bei der Grundsteinlegung feierte die Band „Trouble Makers“ ein tolles Comeback – Kunst „als Sprache der Inklusion“ soll die Bewohner zusammenbringen
Euskirchen – Im Rahmen einer großen Feier im Beisein zahlreicher Gäste war in Euskirchen die Grundsteinlegung für ein Bauprojekt der Euskirchener gemeinnützigen Baugesellschaft (Eugebau), das für die Kreisstadt von ganz besonderer Bedeutung ist. Denn zum einen schließt der Pionierbau als erstes Projekt im Rahmen des Masterplanes „City Süd“ eine Lücke, die vor mehr als 70 Jahren mit einem der Bombenangriffe auf den Euskirchener Bahnhof gerissen wurde. Zum anderen hält dort die Lebenshilfe HPZ Einzug und ist damit erstmals auch in der Kreisstadt vertreten.
Bei dem Bauprojekt handelt es sich um ein multifunktionales Mehrgenerationenhaus mit einem viergruppigen Kindergarten, 14 öffentlich geförderten Wohnungen von 38 bis 89 Quadratmetern Größe, dem dazu gehörenden Gemeinschaftsraum und einer Autismus-Ambulanz. Das gesamte Gebäude wird barrierefrei errichtet und erhält zwei getrennte Eingänge für den Kindergarten und das Wohngebäude.
Die gemeinnützige GmbH Lebenshilfe HPZ, die im Kreis Euskirchen Träger verschiedener ambulanter und stationärer Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung und hohem Unterstützungs- und Integrationsbedarf ist, wird in dem Gebäude insgesamt acht Wohnungen des ambulant betreuten Wohnens für Menschen mit Autismus anbieten. Darüber hinaus richtet die Lebenshilfe HPZ in einer zirka 100 Quadratmeter großen Wohnung eine Autismus-Ambulanz als Zweigstelle des ambulanten Beratungs- und Therapiezentrums für Menschen mit Autismus in Bürvenich ein.
Für Rolf Emmerich, den Geschäftsführer der Lebenshilfe HPZ, erfüllen sich mit dem Bezug des „KiCiS“, so der Name des Projektes im Rahmen der großen Quartierentwicklung „City Süd“, zwei große und seit langem ins Auge gefasste Vorhaben. Denn zum einen entspricht die eingestreute Verteilung der Wohnungen im Gebäude dem von der Lebenshilfe HPZ getragenen Inklusionsgedanken. „Die Menschen mit und ohne Autismus leben hier wirklich zusammen“, betont er. Zum anderen ermöglicht die zukünftige Autismus-Ambulanz kurze Wege zu Behörden und Schulen und damit direkte Absprachen beispielsweise mit den Lehrern der von der Lebenshilfe HPZ betreuten Schüler, die in der Kreisstadt zur Schule gehen. „Das ist ein echter Standortvorteil auch in Krisensituationen“, so Emmerich. Seit 2007 befindet sich die Autismus-Ambulanz für den Kreis Euskirchen in Bürvenich, umso mehr freue man sich nun über den „direkten Draht“ in der Kreisstadt. Gute Erfahrungen macht die Lebenshilfe HPZ bereits mit dem Therapiezentrum für Menschen mit Autismus in Düren und der Autismus-Ambulanz in der Brühler Innenstadt.
Bei der Feier zur Grundsteinlegung wurde deutlich, wie sehr auch alle anderen Beteiligten es begrüßen, dass die Lebenshilfe HPZ künftig in Euskirchen vertreten sein wird. „Die Lebenshilfe genießt einen ausgezeichneten Ruf, deshalb freuen wir uns sehr, dass Sie hier mitbauen“, sagte der Euskirchener Bürgermeister Dr. Uwe Friedl. „Ein gutes Beispiel für gelebte Inklusion“ nannte er das Vorhaben und erhoffte sich eine „Initialzündung“ für weitere Interessenten bei der Weiterentwicklung des Quartiers. „Der einzige kleine Nachteil der Lebenshilfe HPZ: Sie kommt aus Zülpich, nicht aus Euskirchen“, befand Eugebau-Geschäftsführer Oliver Knuth. Josef C. Rhiem, Zülpicher Ehrenbürgermeister, ehemaliger stellvertretender Landrat und Mitglied im Aufsichtsrat der Lebenshilfe HPZ, hob ebenfalls den Zugewinn hervor, den Euskirchen durch die Niederlassung des HPZ erfahre. Darüber hinaus lobte er die hervorragende Zusammenarbeit mit der Eugebau. „Ich bin glücklich, dass die Lebenshilfe nun auch in meiner Kreisstadt vertreten ist“, schloss er seine Ansprache.
Bei der Feier erlebten die Gäste das fulminante Comeback der kurzfristig aufgelösten „Trouble Makers“, der hauseigenen Band der Lebenshilfe HPZ in Bürvenich. Mit Hits wie „Tage wie diese“ von den Toten Hosen und „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews heizten die Sänger Denni Laurenz und Daniel Laurenz, unterstützt von den HPZ-Mitarbeitern Conny Zillken und Peter Jansen, ordentlich ein, während die Palmbeach Girls aus Palmersheim bewiesen, dass sie selbst unter Baustellen-Bedingungen hervorragend tanzen können.
Zur Grundsteinlegung hatte Rolf Emmerich einen ganz besonderen Gast mitgebracht: Zur Feier des Tages eigens aus Frankfurt angereist war Dr. Giuseppe Gianni. Seine Werbeagentur „Brand Health“ unterstützt „Expressionismus 2.0“, ein Kunstprojekt für Menschen mit Behinderungen unter der Leitung des aus Bürvenich stammenden, international erfolgreichen Künstlers Rolf A. Kluenter, das er mit den Schützlingen der Lebenshilfe HPZ umsetzte. Gerade erst heimste die kreative Markenagentur aus Frankfurt in der Kategorie „Soziale Kampagne” für das Inklusionsprojekt „Expressionismus 2.0“, bei dem Menschen mit Behinderung lernen, sich durch Kunst auszudrücken und in Social Media anderen mitzuteilen, in Berlin den in der Werbebranche begehrten Comprix-Gold-Award ein. Unter dem Motto „Kunst ist die Sprache der Inklusion“ soll das kreative Inklusionsprojekt auch im „KiCiS“-Gebäude fortgeführt werden. „Dort möchte Rolf A. Kluenter die Bewohner über die Kunst zusammenbringen“, kündigte Rolf Emmerich an. Da es in dem Gebäude einen großen Mehrzweckraum für alle Bewohner geben wird, seien die Voraussetzungen dafür gegeben.
Eröffnet werden das Wohngebäude und der Kindergarten im „Quartier City Süd“ voraussichtlich im August 2016, doch bereits jetzt liegen zahlreiche Anmeldungen für die Wohnungen des ambulant betreuten Wohnens für Menschen mit Autismus vor. Dennoch nehme die Lebenshilfe HPZ weiter Anmeldungen entgegen, so Rolf Emmerich, da erfahrungsgemäß auch Interessenten wieder abspringen würden.
pp/Agentur ProfiPress