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Der Herr der Schlüssel

Der Herr der Schlüssel
LVR-Museumsmitarbeiter Erhard Hennes weiß genau, welcher Schlüssel auf welches Schloss passt – Geschichtsträchtig sind auch die alten Schlösser der historischen Gebäude im LVR-Freilichtmuseum Kommern
Mechernich-Kommern – Ein Mann – zwei Dutzend Schlüssel. Für Erhard Hennes beginnt und endet der Arbeitstag mit einem Ritual. Der Schleidener, der im LVR-Freilichtmuseum Kommern im Besucherservice tätig ist, macht sich allmorgendlich mit einem beeindruckend großen Schlüsselbund auf zu seiner Runde durch die Baugruppe Eifel, seinem Wirkungskreis. Hier schließt er die Türen und Tore der historischen Höfe und Scheunen, der Backstube und der Kapelle auf, und am Abend, nachdem der letzte Besucher das Gelände verlassen hat, schließt er sie wieder zu.
Dabei sind die Schlüssel samt der dazu gehörigen Schlösser – bis auf wenige Ausnahmen – nicht weniger geschichtsträchtig als die Gebäude selbst: An einem großen Ring klappern jahrhundertealte Schlüssel, die das Herz eines jeden Antiquitätenfans höher schlagen lassen. Und wenn Erhard Hennes eines der eisernen Prachtstücke ins Schloss steckt und umdreht, geschieht das ebenfalls laut vernehmlich: die alten Schließmechanismen haben eben einen “rustikalen Sound” und sind natürlich mit den modernen Sicherheitsschlössern von heute nicht zu vergleichen.
Dennoch: Komplizierte Schließungen hat man sich auch schon vor einigen hundert Jahren ausgedacht. Die Eifel galt zwar als ärmlicher Landstrich, aber selbst, wenn es keine Kostbarkeiten vor dem Zugriff durch Langfinger zu bewahren galt, so wollte man zumindest Haus und Hof vor Lebensmitteldieben schützen.
Manche der alten Schlüssel sind sehr auffällig gestaltet, etwa mit einem Lochmuster im Bart. Doch die künstlerischen Ambitionen des Schmiedes sind kein Indiz für einen hohen Sicherheitsfaktor, sondern dienten der Zierde. “Die Verzahnung ist ausschlaggebend dafür, ob ein Schloss leicht zu knacken ist oder nicht”, erklärt Erhard Hennes.
Heute dienen seine Schließ-Runden der Sicherheit der wunderschönen, restaurierten Höfe und ländlichen Wohnhäuser, von denen das älteste, das Haus Straßfeld, aus dem Jahr 1511 stammt. Auch das Haus aus Scheuerheck, erbaut 1711, zählt zu den ältesten Gebäuden in der Baugruppe Eifel.
Hennes selbst wurde die Liebe zum “alten Eisen” in die Wiege gelegt, stammt er doch aus einem Schmiedehaushalt, einem Beruf, den seine Vorfahren über mehrere Generationen hinweg praktizierten. Das glänzende Metall an seinem Schlüsselbund lässt vermuten, dass es auch zu seinen Aufgaben gehört, die Schlüssel regelmäßig zu putzen. Doch durch den täglichen Gebrauch erübrigt sich das: Indem sich die Schlüssel gegenseitig “scheuern”, bleiben sie blank.
In seiner Arbeitskleidung – dem Filzhut, einem Leinenhemd, dem schwarzen Wollmantel samt klapperndem Schlüsselbund – passt Erhard Hennes optisch bestens in die historische Umgebung auf dem Kahlenbusch, wo sich die Reise in vergangene Zeiten verbinden lässt mit einem Ausflug in die Natur. Denn eingebettet sind die alten Gebäude und Hofanlagen in eine Museumslandschaft mit Äckern, Bauern- und Kräutergärten sowie Obstwiesen, wie sie anno dazumal bewirtschaftet wurden.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

10.01.2011