Den ermordeten Kindern einen würdevollen Abschied bereitet
Mechernicher Sekundarschüler hatten für die Gedenkfeier am Kölner Löwenbrunnen ein berührendes Zeremoniell vorbereitet und durchgeführt
Mechernich/Köln – Der 27. Januar, Gedenktag der Befreiung von Auschwitz, war für die Klasse 6b der Sekundarschule Mechernich-Kall Gelegenheit, zum ersten Mal an der jährlichen Gedenkfeier an der Gedenkstätte Löwenbrunnen in Köln teilzunehmen. In den vergangenen Jahren waren es die Schüler der Arbeitsgemeinschaft „Forschen – Entdecken – Erinnern“ der 10. Klassen der Städtischen Hauptschule Mechernich, die nicht nur an der Feier teilnahmen, sondern diese auch mit eigenen Beiträgen bereicherten.
Veranstaltet wird dieses jährliche Erinnern von der Synagogen-Gemeinde Köln, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region und dem Katholischen Stadtdekanat zusammen mit dem Arbeitskreis „Lern- und Gedenkort Jawne“. Die Jawne in Köln war das einzige jüdische Gymnasium im Rheinland. So waren auch der Kölner Rabbi Yaron Engelmayer und Rebecca Fischer-Beglückter anwesend, eine frühere Schülerin der Jawne, die jedes Jahr einen hebräischen Psalm vorliest.
Vor der Feier nahmen die Sechstklässler interessiert den Löwenbrunnen mit seinen eingravierten Kindernamen in Augenschein. Dabei entdeckten sie so manchen bekannten Namen, denn vorbereitend hatten sie sich im Religionsunterricht mit Lehrerin Martina Baum intensiv mit den Schicksalen der acht ermordeten jüdischen Kinder aus Mechernich und Kommern auseinandergesetzt. Im Gedenken an diese Kinder hatten sie Erde des jüdischen Friedhofes in Mechernich mitgebracht.
Die Idee dazu geht zurück auf die Bibelstelle Genesis 3, Vers 19: „Aus der Erde kommst Du und zu Erde wirst Du werden.“ Nacheinander stellten die Schülergruppen „ihr Kind“ vor, erzählten, was mit ihm während des Holocaust geschah und legten symbolisch für jedes Kind ein beschriftetes Holztäfelchen in kleine Tontöpfe.
So erinnerten beispielsweise Karina, Eva und Christopher an Ruth Eiffeler: „Von dir wissen wir, dass du in der Kölner Straße in Kommern gewohnt hast. Am 20. Juli 1942 wurdest du nach Minsk deportiert und ermordet. Aber eine würdevolle Beerdigung hast du nicht bekommen. Deshalb haben wir für dich Erde vom jüdischen Friedhof in Mechernich mitgebracht. Diese Erde soll ein Symbol dafür sein, dass dein Name und deine Geschichte nicht vergessen werden!“ Danach bedeckten die Sechstklässler das Holztäfelchen mit der mitgebrachten Erde und erklärten abschießend: „Wir trauern um Ruth Eiffeler. Sie wurde nur sieben Jahre alt.“ So wurde an jedes der acht Kinder aus Mechernich und Kommern erinnert.
Abschließend trugen Annija und Karina noch ein Erinnerungsgedicht, verbunden mit der Trauer um alle in der Shoa ermordeten Kinder, aus einem jüdischen Gebetbuch vor: „So lange wir leben, werden sie auch leben, denn sie sind nun ein Teil von uns, wenn wir uns an sie erinnern.
„Wir möchten nächstes Jahr wieder dabei sein“, lautet die einhellige Meinung der Mechernicher Sekundarschüler.
pp/Agentur ProfiPress