Das fragile Gebilde des Friedens
Das Deutsche Rote Kreuz nahm am Euskirchener Friedenstag teil – Rund 2,50 Meter hoher Friedenstor aufgestellt – Erster Einsatz überhaupt eines Oldtimer-Busses des Landesverbands
Euskirchen – „Wir möchten einfach nur in Frieden leben und zeigen, dass man auch in Frieden leben kann.“ Nevin Sezgin, Initiatorin und „Erfinderin“ des Euskirchener Friedenstages hat ihre Botschaft, die sie alle zwei Jahre verkündet, erneuert. Ihrem Wunsch entsprechend findet dann auch Landrat Günter Rosenke als Schirmherr: „Wir müssten diese Veranstaltung per Video in alle Länder übertragen, in denen Unruhen herrschen.“
Zum sechsten Mal fand der Euskirchener Friedenstag statt, zum dritten Mal im Kreishaus. Nevin Sezgin hatte wieder einmal ein kunterbuntes Programm zusammengestellt. Im Sitzungssaal, in dem normalerweise die Kreistagspolitiker lebhaft diskutieren, wurde diesmal lebhaft getanzt. Parallel traten auf der Bühne Musiker auf.
Natürlich wieder mit von der Partie war das Deutsche Rote Kreuz – und zwar in vielfacher Ausprägung. Die Hilfsorganisation lieferte schon vor dem Kreishaus den ersten Blickfang in doppelter Ausführung. Zwei VW-Bully-Oldtimer: einer aus dem Jahr 1974, der dem Euskirchener Kreisverband gehört, und dann ein knallroter mit der Aufschrift „Ehrenamtsbüdchen“ aus dem Jahr 1979. Letzterer gehört dem DRK-Landesverband und war zum allerersten Mal überhaupt im Einsatz.
Auch den zweiten Blickfang, diesmal im Inneren des Kreishauses, lieferte das Rote Kreuz. Aus dem Projekt „You Are Welcome“ der Integrationsagentur ist ein Flüchtlingstor hervorgegangen. Dabei handelt es sich um ein filigranes und sensibles Gebilde – genau wie der Frieden ein solch filigranes und sensibles Gebilde ist.
Mehr als 200 Holzklötze unterschiedlicher Größe hat das Team um Maf Räderscheidt, Sabine Heines und Ismail Laghbaba zu dem rund 2,50 Meter hohen Friedenstor zusammengebaut. Jeder Holzklotz wurde von Flüchtlingen aus Euskirchen und Zülpich bemalt und so zum Unikat. „Angefangen haben wir in der Zentralen Unterbringungseinrichtung im früheren DHL-Gebäude mit 60 Kerlen, später kamen noch Kinder und Jugendliche dazu“, berichtete Maf Räderscheidt.
„Jeder Mensch ist etwas Besonderes“
„Jeder Geflüchtete durfte malen, was ihm in den Sinn kommt“, erzählte Sabine Heines. Ende Januar hatte das Team angefangen, einmal die Woche montags wurde dann gemalt. Der individuelle Charakter hatte einen ganz besonderen Grund: „Wir wollen zeigen, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist.“
Natürlich wurde sich vordergründig mit dem Thema Flucht auseinandergesetzt. „Wir haben viele Klötze, in denen es sich um Boote, um Waisen oder ums Überwinden von Grenzen geht“, erzählte Räderscheidt. Besonders Mädchen hätten mit Ornamenten ihre eigene Identität dargestellt. Aber auch Botschaften, kurze Gedichte oder Blumen, die als Willkommensgeschenk dienen, waren zu sehen.
Am Nachmittag enthüllten die Projektmitarbeiter auch noch zwei Transparente und bildeten so einen Gang. Durch das Tor, über einen roten Teppich, konnten die Besucher des Friedenstages gehen, rechts und links, hinter den Transparenten, standen weitere Besucher Spalier und applaudierten.
Das Projekt ist übrigens noch nicht abgeschlossen. Es soll noch ein zweites Tor entstehen, beide Tore sollen dann mit den beiden Transparenten verbunden werden und auf dem Friedenspfad in Vogelsang aufgestellt und dauerhaft zugänglich gemacht werden.
Ebenfalls beteiligt am 6. Euskirchener Friedenstag war das Jugendrotkreuz. Rund 20 Kinder und Jugendliche hatten allerhand Spielzeug für die lieben Kleinen mitgebracht. Ob Kinderschminken, der „heiße Draht“, ein Schnüffel-Rate-Spiel, ein Tischkicker oder Gesellschaftsspiele: Für jeden jungen Besucher des Friedenstages war mit Sicherheit etwas dabei.
pp/Agentur ProfiPress