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AllgemeinStadt Mechernich

Bundeswehr gehört zur Stadt

Franz-Josef Strauß nahm 1958 Zugriff auf das stillgelegte Bergwerk – Auf dem Höhepunkt hatte das Luftwaffenversorgungsregiment 2000 Beschäftigte – Heute dienen 400 Soldaten und 500 Zivilisten in der Bleiberg-Kaserne – Größte Einheit ist das „MatDep“ mit UTA: „Versandhaus“ der Streitkräfte – Ein Bericht von Manfred Lang anlässlich des Jubiläums „40 Jahre Stadt Mechernich“

Mechernich – „Die Bundeswehr hat in den 50 Jahren ihrer Anwesenheit in Mechernich den Ort stärker geprägt als jedes andere Unternehmen zuvor“, sagte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick im Jahre 2009 beim Jubiläum „50 Jahre Bundeswehr am Standort Mechernich“.

Damals war das legendäre Luftwaffenversorgungsregiment 8 bereits Militärgeschichte, das Mechernich zur Zeit der Stadtwerdung mit einer Beschäftigtenzahl von 2000 Regimentsangehörigen zu einer ganz bedeutenden Garnisonsstadt machte.

Heute hat der Standort Mechernich noch 900 Beschäftigte. Der überwiegende Teil davon, nämlich 500, sind Zivilbedienstete. Es gibt ein Sammelsurium von Einheiten, die meisten davon gehören der nach der Bundeswehreform entstandenen Streitkräftebasis an, die Heer, Luftwaffe und Marine gleichermaßen versorgt und unterstützt.

Größte Einheit mit einem Drittel der 900 Dienststellen und der berühmten Untertageanlage (UTA) ist heute das Materialdepot Mechernich, gefolgt vom Kalibrierzentrum der Bundeswehr mit hundert Soldaten und Zivilisten, der Feuerwache und dem Systemzentrum 23 mit jeweils 90 Beschäftigten und dem Bundeswehrdienstleistungszentrum mit Standortservice, Verwaltung, Truppenküche und Objektmanagement (80 Leute).

Heer, Luftwaffe und Marine

Luftwaffenblau dominiert unter den Uniformen, aber es gibt auch einige Heeresuniformträger. Oberstleutnant Daniel Gratz, der stellvertretende Standortälteste: „Sogar einige wenige Marinesoldaten haben wir in Mechernich.“ Zu seiner Einheit, dem Materialdepot, gehören das Distributionszentrum Mechernich mit der UTA und die Materiallager Königswinter und Straelen.

In Zukunft werden auch das Materiallager im 300 Kilometer entfernten Diepholz und das Sanitäts-Materiallager Epe Mechernich unterstellt. Mechernich wird dann umbenannt in „Bundeswehr-Depot West“, eines von nur noch vier Depots der Streitkräfte.

„Der Vergleich mit einem Versandhaus wie »Amazon« hinkt keineswegs“, so Daniel Gratz, der auch stellvertretender Kommandeur des Materialdepots ist: „Wie übernehmen das Material direkt von der Industrie, lagern es ein und versenden es je nach Bedarf an die Einheiten – und zwar vom kleinsten Schräubchen bis zur Hubschrauberturbine.“

Wegen der Nähe zum Militärflugplatz Köln Wahn bedient die Mechernicher Nachschubeinheit als „Luftfrachtzelle West“ auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Gratz: „Bis auf Feldpost und Großgerät.“

Modernisierung für 33 Millionen

Obwohl der Bund demnächst 33 Millionen Euro in die Modernisierung und Instandsetzung der Bundeswehr-Liegenschaften von Mechernich steckt, bleibt der Standort einem ständigen Wandel unterworfen. Das Kraftfahrausbildungszentrum mit hundert Leuten in der Peterheide wird zum 31. Dezember verlegt und dieser Teil des weitläufigen Bundeswehrgeländes verkauft. Interessentin ist die Stadt Mechernich, unter anderem, um dort Flüchtlinge unterzubringen.

Ebenfalls zur Disposition steht das Casino an der Friedrich-Wilhelm-Straße. Es wird zu wenig genutzt und die Auflagen des Brandschutzes sind beträchtlich. Weg von Mechernich verlegt werden soll auch eine der beiden früheren Mechernicher Luftwaffenwerften, das Flugkörper-Systemzentrum 23. Daniel Gratz: „Andere Bereiche wachsen – insgesamt wird sich an der Personalstärke des Standortes Mechernich wenig ändern.“

Zum 50-jährigen Bundeswehrjubiläum 2009 hatten der aus Mechernich stammende Reservist und Hauptfeldwebel Karl-Heinz Cuber und sein aktiver Kamerad, Oberstabsfeldwebel Holger Witzsche, eine Ausstellung zusammengestellt, in der auch das früheste Dokument der Mechernicher Garnisonsgeschichte gezeigt wurde.

Es war ein Schreiben von Franz-Josef Strauß, der damals Bundesverteidigungsminister im Kabinett Adenauer war, vom 11. Februar 1958, in dem er ankündigte, auf dem Gelände der Silvester 1957 geschlossenen Gewerkschaft Mechernicher Werke ein Luftwaffenversorgungsregiment unterzubringen. 1959 war es dann soweit – Mechernich war Bundeswehrstandort.

Start mit zwölf Soldaten und 26 Zivilmitarbeitern

Im Januar 1960 wurden die ersten logistischen Aufgaben am Standort Mechernich wahrgenommen. Zu diesem Zeitpunkt waren am Standort zwölf Soldaten und 26 zivile Mitarbeiter tätig. In den folgenden Jahren wuchs und gedieh der Standort am Bleiberg und auch die Verbundenheit der Soldaten mit der Bevölkerung wurde immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Das zeigte sich auch in mehreren Hilfsaktionen der Soldaten: Als durch starken Frost im Winter 1963 die Feuerwehrsirenen eingefroren waren und somit die Freiwilligen Floriansjünger nicht alarmiert werden konnten, rückte stattdessen die Feuerwehr des Bundeswehrdepots zu dem Brand in der Turmhofstraße aus.

Auch den Mechernicher Bauern griffen die Uniformierten unter die Arme: Bei der Dürre im Jahrhundertsommer 1976 ebenso wie 1984, als durch schlechtes Wetter das Getreide bis September noch nicht geerntet werden konnte. Um das Korn noch zu retten, war Eile geboten. Deshalb halfen die Soldaten den Bauern und transportierten das Getreide direkt vom Feld zu den Trocknungsanlagen.

Als „Fort Knox der Eifel“ wurde die Untertageanlage bekannt, als in ihr vor der Euro-Einführung ein Großteil des neuen Münzgeldes für Deutschland lagerte. Später fiel der Startschuss für ein neues Bundeswehr-Materialverfolgungssystem in Mechernich.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Die Bundeswehr war über lange Zeit der größte Arbeitgeber in der Stadt und hat der Stadt ein enormes Wirtschaftspotenzial gebracht. Außerdem sind viele Soldaten nach ihrer Pensionierung in Mechernich geblieben und engagieren sich in den Orten und Vereinen.“

pp/Agentur ProfiPress