Blick zurück ins Jahr 1964
Pressespiegel zur Großveranstaltung „Zeitblende 1964“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern – Mehrere Tausend Besucher strömten ins Mechernicher Stadtgebiet – Beatles-Mania, Babyboom und „skandalöse“ Bademode
Mechernich-Kommern – Einer der großen Publikumsmagneten des Kommerner LVR-Freilichtmuseums, die „Zeitblende“, war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Treu des Konzeptes, dabei 50 Jahre zurück zu blicken, lag diesmal das Jahr 1964 mit allem, was die Menschen damals prägte und bewegte, im Fokus. „Die Besucher strömten zahlreich zum Laufsteg an der Wiese am »Niederrhein«, die zeitgemäß zur Bühne für kniefreie Mini-Röcke, zuckersüße Negligés und aufreizende Bikinis wurde“, berichtete Kirsten Röder anschließend in der Kölnischen Rundschau.
Allerdings, so berichtet Claudia Hoffmann im Kölner Stadt-Anzeiger: „Als sich am Samstagnachmittag der große Oldtimer-Korso mit fröhlichem Gehupe auf den Weg durch das Museumsgelände machte, gab es im Vergleich zu den Vorjahren einen kleinen Unterschied: Die schmucken Raritäten, die eigens zur „Zeitblende 1964“ vorgefahren waren, mussten hinter der ersten Abbiegung an einem Zebrastreifen Halt machen.“ Denn der, so erläutert die Journalistin, sei 1964 eingeführt worden. Hoffmann: „Da die Zahl der Autos und der Verkehr in den Städten rasant gestiegen waren und die Fußgänger beim Überqueren der Straßen immer häufiger Opfer von Verkehrsunfällen wurden, setzte der damalige Verkehrsminister Hans-Christoph Seebohm durch, dass fortan Fußgänger an Zebrastreifen Vorrang haben sollten.“
Für Aufruhr, so Kirsten Röder, sorgte 1964 eine Modeerscheinung: „Das Comeback des knappen Zweiteilers in der Bademode lieferte 1964 reichlich Stoff für Skandale.“ Bei der „Zeitblende“ präsentierten Models Originalstücke nicht nur aus Bade- sondern auch aus Alltags- und Abendkollektionen. Die Kölnische Rundschau zitiert dazu Carla Slingerland als „Expertin für Mode die Trends der Damen, die 1964 was auf sich hielten“: „War die Tagesmode in den 50ern noch verspielt und taillenbezogen, so kleidete sich die Frau von Welt im Jahr 1964 mit A-Linien-förmigem Kleid. Muster gab es nur in klaren Formen. „Out“ zu sein, so beobachtete die Journalistin Röder, scheine die Mode von damals immer noch nicht: „Ein Raunen ging durch die Reihen der Besucher, als das erste Model mit großkrempigem Sonnenhut und Kleid im Paisley-Muster auf den Laufsteg schritt.“
Musikalisch prägten vor allem die Beatles das Jahr 1964. Claudia Hoffmann: „In diesem Jahr gelang den Pilzköpfen sogar das nie Dagewesene: Sie belegten mit den Singles »Can’t buy me Love«, »Twist And Shout«, »She Loves You«, »I Want To Hold Your Hand« und »Please Please Me« zeitgleich die ersten fünf Plätze der amerikanischen Charts.“ Kirsten Röder berichtet: „Die deutschsprachige Musikszene tat sich indes schwer, in die Charts zu kommen. Zum Hit konnten sich gerade noch so wunderbare Titel wie »Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Beatle« oder »Sein bestes Pferd« platzieren.“
Natürlich, so die Kölnische Rundschau weiter, durften an einem solchen „Retro-Tag“ wie der „Zeitblende“ auch die passenden Vehikel nicht fehlen: „So war der Aachener Manfred Schmitz mitsamt seiner Neffen in einem Kleinstwagen angereist.“ Diesen zitiert Kirsten Röder so: „Ein Goggomobil ist heute noch beliebt. Er ist zwar klein, sieht aber trotzdem aus wie ein richtiges Auto. Der hat so ein Kindchenschema, die Leute winken immer, weil er so putzig aussieht.“
„Einer von vielen Höhepunkten der »Zeitblende 1964«“, so findet Claudia Hoffmann, „war an diesem Wochenende eine kleine Puppenwagen-Schau, denn 1964 war mit der Geburt von 1.357304 Babys in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR das Rekordjahr in der so genannten Babyboomer-Zeit.“ Infotafeln, ergänzt sie, hätten im Freilichtmuseum über die beliebtesten Namen damals informiert: Sabine, Susanne, Martina oder Andrea, Thomas, Michael, Andreas oder Stefan.
Schließlich fühlten sich bei der „Zeitblende“ viele Besucher auch an Fernsehabende ihrer Jugend oder Kindheit zurückerinnert. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet: „Auch Erinnerungen an spannende Fernsehabende wurden wach, denn 1964 eroberte nicht nur Joachim Kulenkampffs Quiz-Show »Einer wird gewinnen« die Bildschirme, sondern in Lou van Burgs »Der goldene Schuss« richteten Spieler mit verbundenen Augen erstmals auch die Armbrust auf eine Zielscheibe.“
Eine rundum gelungene Veranstaltung also, die es wieder einmal schaffte, mehrere Tausend Besucher – nicht nur aus der Region, sondern auch den angrenzenden Ballungsgebieten und dem benachbarten Ausland – ins Mechernicher Stadtgebiet zu locken.
pp/Agentur ProfiPress