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AllgemeinRotes Kreuz im Kreis EuskirchenStadt Mechernich

Beistand in schlimmen Stunden

Mechernicher Gemeindereferentin Maria Jentgen leitet den ehrenamtlichen Kriseninterventionsdienst des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen – Die Mitarbeiter überbringen Todesnachrichten und stehen den Angehörigen menschlich zur Seite – Es werden weitere Frauen und Männer gesucht, die diesen wertvollen Dienst mit versehen wollen – Bereitschaft an den Tagen, an denen man kann und will

Mechernich/Euskirchen/Eifel – Es ist ein Augenblick, der das gesamte Leben verändert. Es klingelt, die Haustür wird geöffnet, und plötzlich sieht man sich einem Polizeibeamten und einem Menschen in der Uniform des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegenüber. Blicke sagen mehr als tausend Worte, und die nächsten Sekunden bestätigen die schlimmsten Befürchtungen: Ein geliebter Mensch ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Nur langsam dringt die Nachricht ins Bewusstsein der Betroffenen, dann kommt der Schlag, der ihnen oft den Boden unter den Füßen wegzuziehen droht. In diesen Situationen kommen die Mitglieder des Kriseninterventionsdienstes (KID) des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen zum Einsatz. Unmittelbar nach der Überbringung einer solch furchtbaren Nachricht sind diese ehrenamtlichen Frauen und Männer die ersten Menschen, die den Angehörigen zur Seite stehen.

Sie überbringen Todesnachrichten und stehen den meist schockierten Angehörigen menschlich und notfallseelsorgerisch zur Seite, die Mitglieder des Kriseninterventionsdienstes des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen. Die Mechernicher Seelsorgerin und Gemeindereferentin Maria Jentgen (3.v.l.) leitet die ehrenamtlichen Einsatzhelfer. Foto: Cedric Arndt/KR/KStA/pp/Agentur ProfiPress

Ehrenamtlich? Hinterbliebenen die Nachricht vom jähen Tod eines Angehörigen überbringen, ihre Verzweiflung aushalten: Macht das jemand freiwillig? Beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen gibt es Frauen und Männer, die für solche Ausnahmesituationen ausgebildet sind. Wenn sie an der Haustür stehen und klingeln, wissen sie nicht, was sie erwartet, wenn sie Angehörige mit dem Unfassbaren konfrontieren.

„Manche verfallen in Starre, andere werden hysterisch“

Aber mit den unterschiedlichen Reaktionen der Verbliebenen haben sie gelernt umzugehen. „Manche verfallen in Starre, andere schreien hysterisch“, berichtet Kriseninterventionsmitarbeiter Volker Hess. Für den ehemaligen Berufssoldaten, der „mit 53 nach Hause geschickt wurde“, war der Suizid eines Kameraden die Initialzündung, als Ruheständler dem KID beizutreten.

„Man kann den soeben entstandenen Scherbenhaufen nicht mit ein paar Worten kitten, doch man kann zuhören und einfach für die Betroffenen da sein“, berichtet Iris Mäusl, die bereits seit einigen Jahren für den KID im Einsatz ist.

Es sei wichtig, Mitgefühl zu zeigen, ohne dabei im Mitleid zu versinken, sagt die Notfallseelsorgerin Maria Jentgen, die den Kriseninterventionsdienst des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen leitet. Maria Jentgen ist gelernte Krankenschwester, hat dann Pastoraltheologie studiert und arbeitet als Gemeindereferentin und Seelsorgerin in der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara in Mechernich. Für die verantwortungsvolle Aufgabe sucht sie jetzt weitere ehrenamtliche Helfer.

Deshalb wandten sich die in Mechernich-Bleibuir lebende Maria Jentgen und ihre Mitstreiter jetzt an den Schwerfener Journalisten Cedric Arndt, der den Kriseninterventionsdienst in der Reihe „Ehrenamt“ der beiden im Kreis Euskirchen erscheinenden Kölner Tageszeitungen vorstellte.

Zweierteams im Schnitt einmal die Woche im Einsatz

„38 Mal musste der KID im Kreis Euskirchen in diesem Jahr bereits ausrücken“, schreibt der Reporter: Im Schnitt sei mit einem Einsatz pro Woche zu rechnen. „Jeder Mitarbeiter trägt sich zunächst in eine Liste ein, an welchen Tagen er den Bereitschaftsdienst versehen kann“, erklärte der „Alarmierer“ André Neubauer in „Kölnischer Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Kommt es zum Notfall, dann werden aus den an dem Tag zur Verfügung stehenden Rotkreuzlern Zweierteams gebildet, meistens eine Frau und ein Mann, die zu den Angehörigen fahren. „Es bedarf einer großen Portion Empathie, um auf die Menschen einzugehen“, so KID-Chefin Maria Jentgen: „Von Wut bis hin zu einem totalen Rückzug kann jeder völlig anders reagieren. Daher müssen wir lernen, uns anzupassen und auch die Stummen zum Sprechen zu bringen.“

„Der DRK-Kriseninterventionsdienst ist der am häufigsten im Einsatz befindliche Dienst des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen und gleichzeitig derjenige, der am wenigsten nach außen in Erscheinung tritt“, sagte Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer und Syndikusanwalt Rolf Klöcker: „Ich bin sehr stolz auf unser KID-Team und zolle der Arbeit der gut ausgebildeten Helferinnen und Helfer den höchsten Respekt.“ Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Der eingangs erwähnte ehemalige Berufssoldat im KID sagte Cedric Arndt: „Ich habe damals einen Ansprechpartner gebraucht, dem ich all meine Gedanken und Gefühle anvertrauen konnte. Ich wollte damit nicht allein sein und musste einfach alles loswerden. Diese Möglichkeit möchten wir auch den Angehörigen bieten.“

„Der DRK-Kriseninterventionsdienst ist der am häufigsten im Einsatz befindliche Dienst des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen und gleichzeitig derjenige, der am wenigsten nach außen in Erscheinung tritt“, sagte Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer und Syndikusanwalt Rolf Klöcker.

Rolf Klöcker: „Ich bin sehr stolz auf diese Arbeit im Verborgenen“

Die äußerst wertvolle und häufig belastende Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer erfolge im Verborgenen, da die Schicksaalschläge Betroffener selbstverständlich vertraulich behandelt werden. Klöcker: „Ich bin sehr stolz auf unser KID-Team und zolle der Arbeit der gut ausgebildeten Helferinnen und Helfer den höchsten Respekt.“

„Entstanden ist der Kriseninterventionsdienst für unsere eigenen Mitarbeiter, da diese vor allem im Rettungsdienst häufig mit belastenden Situationen konfrontiert werden“, berichtete Rolf Klöcker der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Roten Kreuzes zuständigen Agentur ProfiPress: „Als Rotes Kreuzes kommen wir damit unserer Verpflichtung nach, unsere Mitarbeiter bei der Bewältigung solcher Situationen zu unterstützen. Da der KID hier sehr professionelle Hilfe anbietet, wurde das Angebot auch für Menschen außerhalb des Roten Kreuzes geöffnet, die in Extremsituationen unserer Hilfe bedürfen.“

Obwohl der KID die Trauer nicht nehmen und auch den Verlust niemals ersetzen kann, seien die Besuche für die Betroffenen eine Bereicherung, betont Iris Mäusl. „Kein Einsatz ist umsonst. Wenn es gelingt, im Kummer einen Gedanken an die schönen Augenblicke zu wecken, die mit der verstorbenen Person erlebt wurden, können wir die Trauernden ein Stück auffangen.“

Bei Bereitschaft im Kreis Euskirchen bleiben und keinen Alkohol trinken

Neben einem guten Maß an Einfühlungsvermögen sollten ehrenamtliche Helfer auch über ein eigenes Auto verfügen, um selbstständig zum Einsatzort gelangen zu können. Zudem müsse man mehrere Tage im Monat für den Bereitschaftsdienst erübrigen können, so Maria Jentgen: „Der Dienstplan wird jeden Monat neu geschrieben, kann daher auch flexibel umgestellt werden.“

Auch stünde gar nicht fest, ob man während der Bereitschaft überhaupt zum Einsatz komme, der in der Regel zwei bis drei Stunden in Anspruch nimmt. Die KID-Chefin aus Mechernich: „Selbst wenn nichts passiert, darf man in dieser Zeit den Kreis Euskirchen nicht verlassen und natürlich auch keinen Alkohol zu sich nehmen.“

Weitere wichtige Termine seien die monatlichen Treffen der Kriseninterventionsmitglieder, bei denen die Erlebnisse gemeinsam aufgearbeitet werden. Zwar werde man im Normalfall nie alleine zu einem Einsatz geschickt und am darauffolgenden Tag auch telefonisch von den Kollegen kontaktiert, doch der Erfahrungsaustausch sei für die Aufgabe enorm wichtig.

Interessierte können über das Forum Ehrenamt der Euskirchener Region oder direkt mit Maria Jentgen unter Tel. 0 22 51/79 11 54 oder per E-Mail mjentgen@drk-eu.de in Kontakt treten. info@forum-ehrenamt-eu.de www.forum-ehrenamt-eu.de

pp/Agentur ProfiPress

 

Portrait:

„Der DRK-Kriseninterventionsdienst ist der am häufigsten im Einsatz befindliche Dienst des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen und gleichzeitig derjenige, der am wenigsten nach außen in Erscheinung tritt“, sagte Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer und Syndikusanwalt Rolf Klöcker: „Ich bin sehr stolz auf unser KID-Team und zolle der Arbeit der gut ausgebildeten Helferinnen und Helfer den höchsten Respekt.“ Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress