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“Bäuerinnen-Bilder” – Geschichte zum Anschauen

“Bäuerinnen-Bilder” – Geschichte zum Anschauen
Mechernich-Kommern – 10 000 Negativstreifen mit 360 000 Aufnahmen aus fünf Jahrzehnten Landleben hat der 1999 verstorbene Agrarjournalisten Dr. Wolfgang Schiffer hinterlassen. “Die Entwicklung der Landwirtschaft von 1950 bis 1999 in einem Bestand ablesen zu können, ist einzigartig”, schwärmt Dr. Josef Mangold, Direktor des Rheinischen Freilichtmuseums Kommern, über die hochwertigen Aufnahmen. Zusammen mit dem Journalisten Gisbert Strotdrees hat Mangold nun den Bildband “Bäuerinnenbilder – Fotografien aus 50 Jahren Land und Hauswirt-schaft” mit 106 großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien Schiffers herausgegeben.
Denn Wolfgang Schiffer hat sich nicht nur den Männern in der Landwirtschaft ge-widmet, sondern auch gerade die Frauen im fotografischen Blick gehabt, wie der Museumsdirektor beim Pressetermin berichtete – der passend im Freilichtlichtmuse-um Kommern in der Museumsküche eines historischen “Hofes aus Viersen” stattfand. Während die Journalisten die Kugelschreiber zückten, bereiteten derweil die Museumsbäuerinnen Pfannkuchen und Suppe zu.
Es sei eine besondere Gabe des begeisterten Fotografen gewesen, mit der Landbevölkerung in Kontakt zu kommen und sie “ganz nah dran” während der Arbeit zu fotografieren, ohne zu stören, sagt Museumsleiter Mangold. Und so findet sich in dem 120 Seiten starken Bildband ein Foto einer alten Frau, die mit bloßen Händen ihre Scholle bestellt, ebenso wie ein Bild von vier Kindern, die staunend ihrer Mutter beim Beladen ihrer ersten Waschmaschine zuschauen.
Bäuerinnen beim Mist-Fahren sind genauso zu bewundern wie eine Landfrau vor dem ersten Computer oder auf einem Porsche-Traktor. “In der Zeit nach dem Wirt-schaftswunder gab es die meisten Arbeitsplätze für Frauen in der Landwirtschaft”, berichtet Mitherausgeber Gisbert Strotdrees. Er erklärt in dem Bildband auch die Geschichte der Bäuerinnen zwischen Haus und Hof und dem Wandel der Rollen, während Josef Mangold, der als Bonner Volkskundler mehrere Jahre das Werk Schiffers im Amt für Rheinische Volkskunde betreut und Zeitzeugen Schiffers in-terviewt hat, in dem Buch das Leben und Werk des Fotografen beleuchtet.
Als weitere Autorinnen stellen Monika Kania-Schütz, Leiterin des Freilichtmuseums Glentleiten und Ira Spieker, Volkskundlerin am landesgeschichtlichen Forschungsin-stitut Dresden, das Leben der Bäuerinnen in vergangenen Zeiten dar. Margret Vosseler, die Vorsitzende des Landfrauenverbandes Rheinland, ist begeistert von dem Buch: “Es zeigt Szenen, die ich als Kind noch auf unserem Gemeinschaftshof miterlebt habe. Heute ist der Arbeitsalltag hektischer geworden, das gemeinsame Sitzen zwischendurch mit den Kindern am Feldrand gibt es nicht mehr.”
Gerti Engels, die Vorsitzende des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes, kann an den ansprechenden Fotos gut die Veränderungen im Laufe der Zeit ablesen. Während in den 50er Jahren die Frauen noch hart auf den Feldern ackerten, hätten sie in den 70ern schon mehr Wert auf den Wohnkomfort gelegt. “Als die Einbaukü-chen Einzug erhielten, war das etwas Besonderes”, berichtet Engels. Je mehr Maschinen aufkamen, desto weniger Arbeit habe es allerdings in der Landwirtschaft für die Frauen gegeben.
“Bemerkenswert ist die Qualität der Bilder”, konstatiert Museumsdirektor Mangold. Wolfgang Schiffer, “das Auge der Landwirtschaft”, habe die Besonderheiten, den Rhythmus, die Mühsal, aber auch die Freude des Landlebens mit großer Sachkennt-nis und Liebe zum Detail festgehalten. Mangold: “Schiffer hat ein Stück Geschichte zum Anschauen geschaffen!”
“Bäuerinnenbilder – Fotografien aus 50 Jahren Land und Hauswirtschaft” ist erschie-nen im Landwirtschaftsverlag Münster, ISBN 978-3-7843-3497-4 und für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Manfred Lang

27.10.2008