Bäcker kreativ und anspruchsvoll
Tageszeitungen stellen in einer neuen Serie „Berufsstart“ die Sistiger Bäckerei Zimmer und deren Azubis Tim Gimmerich und Dennis Knoblich vor – Für Bäckermeister Patrick Zimmer (28) ist sein Handwerk der absolute „Traumjob“ und die Arbeitszeiten findet er unter dem Strich auch gar nicht so unattraktiv: „Wer nachts anfängt, hat früher Feierabend für die Familie“
Kall-Sistig – „Irgendwann warten studierte 30-Jährige auf einen Termin bei einem 70-jährigen Handwerker“, glaubt Patrick Zimmer (28), Bäckermeister aus Sistig. Will sagen: Alles strebt zum Schreibtisch und zu akademischen Graden. Da könnte das Handwerk, das nach wie vor den sprichwörtlichen „goldenen Boden“ hat, personell noch weiter ausdünnen als es ohnehin schon der Fall ist.

Insbesondere das Lebensmittelhandwerk wie Bäcker- und Metzger- und die entsprechenden Fachverkäuferberufe haben akuten Nachwuchsmangel, ist in der Serie „Berufsstart“ in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu lesen.

Patrick Zimmer sei gewissermaßen ins Bäckerhandwerk hineingeboren worden, heißt es in dem Artikel: „Bereits in der vierten Generation bietet die Bäckerei Zimmer in Sistig ihren Kunden Brote, Brötchen und allerlei Süßes aus dem Ofen an.“
„Mache und esse gerne Croissants“
Der 28-jährige Bäckermeister bildet zurzeit zwei Azubis im Kaller Höhengebietsbetrieb aus. Einer davon ist Tim Gimmerich. Seit anderthalb Jahren ist der 20-Jährige dabei, und er hat seine Entscheidung für den Beruf bislang nicht bereut. Für Dennis Knoblich, den zweiten Azubi bei Zimmer, ist es erst die zweite Lehrwoche. Er steht an der Knetmaschine und berichtet gegenüber den Tageszeitungen, anstrengend sei es schon, aber es mache auch Spaß.

„Am liebsten mache und esse ich Croissants“, strahlt der 16-Jährige. Er hatte vorab ein Praktikum in der Bäckerei absolviert und sich kurzerhand um einen Ausbildungsplatz beworben. Patrick Zimmer freut es: „Es wird immer schwieriger, gute Leute zu finden.“ Es sei bereits zehn Jahre her, dass die Bäckerei Zimmer gleichzeitig zwei Azubis ausgebildet habe. Schon im Praktikum habe er nach ein paar Tagen gemerkt, „dass Dennis gut passen könnte“.

„Fünf Minuten vor der Zeit ist des Bäckers Pünktlichkeit“, zitiert der junge Mann ein Bäcker-Sprichwort. Seine zwei Lehrlinge seien aber immer überpünktlich, lobt er. In den Morgenstunden geht es zuweilen mit recht viel Stress zu in der Backstube, denn um 8 Uhr muss alles fertig und in der Verkaufstheke sein. Die Kunden warten dann schon auf das frische Gebäck.
Pünktlichkeit und Stressresistenz seien also gute Voraussetzungen für den Beruf. „Wer zudem noch motiviert ist, sauber arbeitet, Leistungsbereitschaft und Ehrlichkeit mitbringt, ist bestens geeignet“, betont der Meister. Auch ihm merkt man – so heißt es in dem Zeitungsartikel – an, dass er seinen Job voller Leidenschaft ausübt.

Das Backen sei eine „ehrliche Arbeit“, sagt Patrick Zimmer im Interview mit den beiden Tageszeitungen: Man mache etwas mit den Händen, bekomme direkt ein Ergebnis und habe einen sofortigen Lerneffekt. Die Zeitungsreportage nimmt den Leser mit in die Backstube: „Zur Demonstration schneidet er ein dampfendes Brötchen auf, das gerade erst den Ofen verlassen hat. Man kann dem Brötchen ansehen, dass der Teig stimmt.“ Zimmer probiert, ob vielleicht zu viel Salz drin war – und bittet auch seine beiden „Stifte“ zur Verkostungsprobe. Alles bestens…
„Kraftkasten“ kreiert
In der Ausbildung lernen die Lehrlinge einiges über das Verhältnis der Zutaten zueinander und wie die verschiedenen Enzyme miteinander reagieren. Bei Brot beispielsweise herrschen strenge Regeln, was die Zusammensetzung angeht. Nicht umsonst ist deutsches Brot Unesco-Welterbe. Als Bäcker trägt man somit zum Erhalt der deutschen Brotkultur bei. Eine sehr wichtige Aufgabe, wie Patrick Zimmer findet.

Er hat vor einiger Zeit den „Kraftkasten“ kreiert, ein kräftiges Brot mit vielen Körnern und Sauerteig, das sich „wie verrückt“ verkaufe. Trotz der Möglichkeit, selbst Brote zu kreieren, und der abwechslungsreichen Arbeit werden die Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz von Jahr zu Jahr weniger. Dazu tragen auch die unattraktiven Arbeitszeiten bei. Zimmer: „Mitten in der Nacht aufstehen und am Wochenende arbeiten ist nicht jedermanns Sache: Freitags ist die Party gestrichen.“

Dabei werde leicht übersehen, dass Bäcker dafür auch früher Feierabend haben. So betrachtet, sei die Arbeitszeit eigentlich doch gar nicht mal so schlecht und lasse sich perfekt mit der Familie vereinbaren, findet Patrick Zimmer. Für ihn sei der Job jedenfalls „ein absoluter Traumberuf“, fassen die Tageszeitungen zusammen. Soll heißen: „Es klingt voller Überzeugung!“
pp/Agentur ProfiPress