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AllgemeinSalvatorianerkloster Steinfeld

Auf stille Weise begeisternd

Rosi Gollmann warb beim 15. „Steinfelder Abend“ in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs für Nächstenliebe und „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Salvatorianerschulen im Verein „GIPP“ stellen ihre Indienprojekt entsprechend um – Unterstützer werden gesucht

Kall-Steinfeld – „Ich bin ein glücklicher Mensch“, verriet Rosi Gollmann am Donnerstag beim 15. Steinfelder Abend in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs (HJK). Die Gründerin der Andheri-Hilfe Bonn (1967) und Mitgründerin der Andheri-Stiftung (2002) war nach Steinfeld gekommen, um die dort bereits etablierte Indienhilfe des Gymnasiums zu unterstützen.

Ihr Glück schöpft die 88jährige keineswegs aus eigener Nachkommenschaft, Reichtum und Ehre, wie sie in Steinfeld verriet, sondern allein aus dem Umstand, dass sie alles für die Armen getan hat, was ihr mit Hilfe und Unterstützung Tausender anderer möglich war. Die Zahl derer, denen die Bonner Entwicklungshelferin und katholische Theologin im übertragenen Sinne auf die Beine geholfen hat, geht in die Millionen.

Jetzt berät sie das Steinfelder Hermann-Josef-Kolleg. Das HJK, die Salvatorschule in Berlin und eine ehemaligen Salvatorianer-Schule in Bad Wurzach unterstützen gemeinsam im Verein German-Indian Partnership-Programme (GIPP e.V.) seit vielen Jahren Schüler einer Salvatorianer-Schule im Nordosten Indiens. Das geschieht zurzeit noch in der Form, dass das Schulgeld dieser Kinder und Jugendlichen durch Aktionen in Deutschland eingeworben oder verdient wird, zum Beispiel bei Schulfesten oder Sponsorenläufen.

Pater Paul Cyrys, der Superior der Salvatorianer-Gemeinschaft im Kloster Steinfeld (r.), hier mit Rosei Gollmann und Heinrich Latz, begrüßt die neue Ausrichtung der Indienhilfe des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld. Foto: ml/pp/ProfiPress
Pater Paul Cyrys, der Superior der Salvatorianer-Gemeinschaft im Kloster Steinfeld (r.), hier mit Rosi Gollmann und Heinrich Latz, begrüßt die neue Ausrichtung der Indienhilfe des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld. Foto: ml/pp/ProfiPress

Deutsche Salvatorianer-Schulen unterstützen indische Schüler

Künftig will der Verein „GIPP“ seine Unterstützung auf Vorbild von Rosi Gollmanns Andheri-Hilfe auf „Hilfe zur Selbsthilfe“ umstellen. Mit Hilfe von Spendern und regelmäßigen Unterstützern aus der Eifel sollen besonders arme Familien in den „Colonies“, slum-ähnlichen Siedlungen in einer abgelegenen Region an der Grenze zu Bangladesch, gezielt beim Aufbau einer eigenen Existenz unterstützt werden.

Denkbar sind landwirtschaftliche Projekte oder auch die Anschaffung von Webstühlen und Nähmaschinen für die Textilproduktion. Wichtig sei, so Rosi Gollmann, dass man mit den Leuten vor Ort klärt, was sie wollen und können und was wirtschaftlich sinnvoll ist, damit nicht einer dem anderen Konkurrenz macht.

Jedenfalls sollen die Familie, vor allem die Frauen, in den Stand gesetzt werden, durch eigene Arbeit und Gewerbetätigkeit zum Unterhalt der Familie beizutragen und den Kindern den Besuch der Salvatorianerschule, Bildung und bessere Berufs- und Lebensaussichten zu ermöglichen. Schulleiter Heinrich Latz persönlich will das Projekt vor Ort in Indien starten und mit Vertrauenspersonen besetzen.

Rosi Gollmann las in Steinfeld aus ihrem Buch „Einfach Mensch“ und stellte sich den Fragen des Journalisten und Diakons Manfred Lang. Foto: Literatur-AG des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld/pp/Agentur ProfiPress
Rosi Gollmann las in Steinfeld aus ihrem Buch „Einfach Mensch“ und stellte sich den Fragen des Journalisten und Diakons Manfred Lang. Foto: Literatur-AG des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld/pp/Agentur ProfiPress

Mit 40 Euro kann man einem Kind sein Augenlicht wiedergeben

Heinrich Latz stellte das Projekt beim 15. Steinfelder Abend vor und erläuterte alle Möglichkeiten der Unterstützung, d.h. einmalige, aber auch dauerhafte Hilfen sind möglich. Zum Beispiel könne man mit umgerechnet 40 Euro einem Kind, das an einer in Indien häufigen Form der Erblindung leidet, sein Augenlicht wiedergeben.

Rosi Gollmann las in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs aus ihrem Buch „Einfach Mensch“ und damit aus ihren Lebenserinnerungen, die das Leben von Millionen Menschen in der Welt positiv verändert haben. Und zwar nicht nur in Indien und Bangladesh, wo ihre Hilfe zur Selbsthilfe erst Waisenkinder zugutekam, dann ganzen Familien und Dörfern und schließlich dem Gesundheitswesen und dem gesellschaftlichen Zusammenleben überhaupt.

Sie hat auch das Leben Tausender Menschen in Deutschland verändert, die sich in den Dienst ihrer 1967 gegründeten bundesweiten Andheri-Hilfe gestellt haben. Damit unterstützte sie zunächst das von der Mechernicher Ordensschwester Anna Huberta (geborene Gertrud Roggendorf) in Andheri vor den Toren Bombays gegründete Kinderdorf.

Später startete Rosi Gollmann auch vielfältige andere Hilfsprojekte gegen Mädchenmorde und Kinderarbeit, für Bildung und Berufsfindung sowie Selbständigkeit durch Kleinkredite. Und zwar auch in anderen Teilen Indiens und in Bangladesh, wo besonders ihre Blindenhilfe berühmt wurde. Bis heute wurden 1,3 Millionen Operationen finanziert, die den Menschen das Augenlicht wiederverschafften.

Mit der Publikumsresonanz beim 15. „Steinfelder Abend“ waren die Veranstalter zufrieden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Mit der Publikumsresonanz beim 15. „Steinfelder Abend“ waren die Veranstalter zufrieden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Menschen kann man nicht entwickeln, man kann ihnen höchstens helfen, sich zu entwickeln“, ist einer der Grundsätze von Käthe Rosalie Gollmann, die am 9. Juni 1927 als Jüngstes von drei Kindern einer Bonner Kaufmannsfamilie geboren wurde und später nicht davon abzubringen war, ausgerechnet Theologie zu studieren. Den Glauben an Gott und ihr Credo zur christlichen Nächstenliebe trägt Rosi Gollmann nicht vor sich her, sie ist davon durchdrungen. Das konnten auch die Zuhörerinnen und Zuhörer in Steinfeld spüren.

In Steinfeld erzählte Rosi Gollmann auch sehr Persönliches

Auf ihre Hilfe durften stets Menschen aller Religionszugehörigkeiten hoffen. Auch Schwester Anna Huberta habe oft davon abgeraten, Waisenkinder in Andheri christlich taufen zu lassen, auch wenn sie darum baten. Sie wollte ihre Rückkehr in die Familien und Dörfer nicht gesellschaftlich erschweren.

1959 wurde Rosi Gollmann durch die Illustrierte „Stern“ auf die Not indischer Findelkinder in Schwester Anna Hubertas Waisenhaus in Andheri bei Bombay (heute Mumbai) aufmerksam. Ihre Schülerinnen und Schüler schickten Hunderte von Päckchen mit lebenswichtigen Artikeln auf den Weg.

Ihre erste Indienreise 1962 eben zu der Mechernicher Ordensschwester nach Andheri gab ihrem Leben eine vollständige Wende. Zurückgekehrt machte sie die Menschen in Deutschland unermüdlich auf die Not in Indien aufmerksam, scharte immer mehr Gleichgesinnte um sich und motivierte zum Teilen.

Vor beachtlicher Besucherkulisse tauschten sich die Theologin und Entwicklungshelferin Rosi Gollmann (r.) und Heinrich Latz, der Direktor des Hermann-Josef-Kollegs, jetzt über Art und Qualität von Entwicklungshilfe aus. Sie kamen überein: Die Zeit für Almosen ist vorbei, man muss Menschen dazu befähigen, sich selbst zu helfen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Vor beachtlicher Besucherkulisse tauschten sich die Theologin und Entwicklungshelferin Rosi Gollmann (r.) und Heinrich Latz, der Direktor des Hermann-Josef-Kollegs, jetzt über Art und Qualität von Entwicklungshilfe aus. Sie kamen überein: Die Zeit für Almosen ist vorbei, man muss Menschen dazu befähigen, sich selbst zu helfen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

In Steinfeld erzählte Rosi Gollmann auch sehr persönliche und intime Dinge um ihre Familie, ihren Freund, der Priester geworden ist und mit dem sie noch heute in Kontakt steht, um ihren Glauben und ihre Gottesbeziehung und um ihre Lebensentscheidung, sich ganz in den Dienst der Armen zu stellen.

Ihre aktuelle Belastung durch die Erkrankung ihrer indischen Adoptivtochter Maryanne, die der kämpferischen Dame in Steinfeld niemand angemerkt hatte, thematisierte Rosi Gollmann erst ganz am Schluss eines auf stille Weise begeisternden Abends. Das Interview mit Rosi Gollmann führte der Redakteur und Diakon Manfred Lang.

pp/Agentur ProfiPress