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“Anders sein und glücklich leben”

“Anders sein und glücklich leben”
Beim Integrationsprojekt des integrativen Kindergartens St. Johannes Baptist bekamen die Kinder Besuch von einem Rollstuhlfahrer und schnupperten in die Langzeitpflege der Communio in Christo hinein – Ein Bericht der KirchenZeitung für das Bistum Aachen
Mechernich – “Meine Mutter hat sich am Bein verletzt und kann nicht mehr laufen.” Dieser Satz stand am Anfang eines Integrationsprojektes im katholischen Kindergarten Mechernich St. Johannes Baptist. Dort gehören Kinder mit Behinderungen zum gemeinsamen Alltag. “Aber Integration hört nicht am Gartentor auf”, dachte sich die Gruppenleiterin Rebecca Pesch und bereite mit ihrer Kollegin Antje Kott ein besonderes Projekt vor: “Anders sein und glücklich leben”. Dabei sollte der Integrationsgedanke und die eigenen Individualität als selbstverständlich vermittelt werden. Nach einem Einstieg über das Kinderbuch “Das kleine Ich bin Ich” berichteten die 25 Vorschulkinder von Menschen mit Einschränkungen in ihrer Umgebung.
“Wir waren sehr erstaunt, wie viel die Kinder über das Thema schon wussten – und wie selbstverständlich sie damit umgehen”, sagte die Erzieherin. Dies wurde auch deutlich, als die Vorschulkinder Besuch von Klaus Hamecher bekamen: Der Mann ist durch einen Unfall querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. “Die Kinder fragten Klaus unvoreingenommen und offen Löcher in den Bauch, sie waren einfach neugierig”, sagte Pesch. So wollten die “Pänz” etwa wissen, wie Hamecher an Dinge auf hohen Regalen kommt, wie er seine Schuhe zubindet und ob er Autofahren kann. Daraufhin lud Klaus Hamecher die Kinder ein, ihm auf dem Parkplatz zu folgen. Rebecca Pesch: “Die waren hingerissen von seinem Auto mit den Spezial-Umbauten, damit Klaus alles mit den Händen bedienen kann.”
Hamecher hatte auch einen zweiten Rollstuhl mitgebracht, damit die Kinder selbst darin fahren und ausprobieren konnten, wie das so ist – nämlich gar nicht so einfach, wie Kindergartenkinder feststellten. Hamecher berichtete, dass es oft nicht die Kinder seien, die ein Problem in Begegnungen mit Behinderten haben, sondern die Erwachsenen: “Neulich sah mich ein Kind und fragte seine Mutter, was denn mit dem Mann sei.” Die Mutter habe daraufhin schnell einen Finger auf die Lippen gelegt und “Pssst!” gemacht.
Zum Abschluss des Projektes besuchten die Kinder die Langzeitpflege- einrichtung der Communio in Christo. Dort berichtete Maria Scheidtweiler, Leiterin des Sozialtherapeutischen Dienstes im Pflegeheim für Schwerstbehinderte, von dem Leben der Bewohner: “Die haben auch Hobbys, wie ihr: Es gibt eine Kochgruppe, manche spielen Fußball oder machen Musik.” Die Kinder durften einen speziellen Therapieraum für sinnliche Erfahrungen und Entspannung ausprobieren. So konnten sich die “Pänz” etwa nacheinander auf das Wasserbett legen, fühlen, wie sich eine in Schwingung versetzte Klangschale anfühlt oder hören, wie eine “Ocean-Drum” klingt, eine Art Trommel, die Wellengeräusche nachahmt. Rebecca Pesch zog als Resümee: “Bei dem Projekt konnten die Kinder erleben, dass jeder Mensch auf seine Weise wertvoll ist – und auch glücklich leben kann, wenn er manche Sachen vielleicht nicht so gut kann wie andere.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

25.05.2010