Alten Film zum Leben erweckt
Über 40 Jahre alter professioneller Dokumentarfilm von Josef Goebel (+ 2005) über Mechernich restauriert und digitalisiert – Beim Stadtjubiläum ist der 90-Minuten-Streifen am 2./3. Oktober als DVD für 10 Euro zugunsten der Mechernich-Stiftung erhältlich
Von Hanna Loben
Mechernich – Fast 40 Jahre lang haben drei Film- und drei Tonrollen verstaubt im Stadtarchiv gelagert. Dann wurden sie von Stadtarchivarin Beate Meier hervorgeholt und angesichts der bevorstehenden Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Stadtwerdung aufwändig restauriert und auf DVD gebracht. Dazu bediente sich die Stadtverwaltung ihrer PR-Agentur ProfiPress und des früheren Schulleiters und ambitionierten Filmers Dr. Michael Oversberg aus Lorbach.
Herausgekommen ist eine 90-Minuten-Version jenes bemerkenswerten Heimatfilms, den der Mechernicher Josef Goebel 1969 bis 1977 im Auftrag der Stadtverwaltung gedreht hat. Es entstand eine eindrucksvolle Dokumentation aus der Zeit der Stadtwerdung.
Das Filmmaterial hatte durch die lange Lagerung Farbstiche, war teilweise stark nachgedunkelt und die Tonbandaufnahmen hatten Lücken. Hinzu kam, dass keine einzige synchronisierte Fassung des ursprünglichen Filmes von Josef Goebel mehr auffindbar war.
Alles was blieb, waren die einzelnen Film- und Tonbandrollen, die mühsam zusammengeschnitten und neu synchronisiert werden mussten. Trotzdem schaffte Oversberg es, den größten Teil des ehemals zwei Stunden und 15 Minuten langen Filmes neu zum Leben zu erwecken. Auf DVD liegt jetzt pünktlich zum Stadtjubiläum eine 94 Minuten lange Version in hochwertiger Bild- und Tonqualität vor.
An der Vorbereitung wirkten unter anderem Stadtarchivarin Beate Meier und der Regionalhistoriker Peter-Lorenz Könen mit, der seinerzeit als Jugendlicher bei den Dreharbeiten von Josef Goebel (+ 2005) als Kameraassistent und Beleuchter mitwirkte. An Redaktion und Auswahl der Szenen waren neben Dr. Michael Oversberg und Manfred Lang von der Agentur ProfiPress auch Ralf Claßen und Dennis Müller von der Stadtverwaltung Mechernich beteiligt.
Alltagsszenen und Feste, „Beiern“, Motocross und Hufbeschlag
Im Jahr 1968/69 beschloss der damalige Hergartener Amts- und späterer Mechernicher Gemeindedirektor Helmut Rosen zusammen mit Josef Goebel, einen Film über die Gemeinde Mechernich und alle dazugehörigen Ortschaften zu drehen.
Gemeinsam mit seinem Assistenten und Musikerkollegen Peter-Lorenz Könen machte sich Goebel mit schweren Tonband- und Filmgeräten auf, die Mechernicher Ortschaften auf Zelluloid zu bannen. Die Aufgabe seines Assistenten bestand darin, die schweren Gerätschaften zu tragen und den Ton auf einem Röhrentonbandgerät aufzunehmen, während Josef Goebel seine 16-mm-Kamera bediente.
Alltagsszenen aus dem Dorfleben, Getreideernte und Hufbeschlag, Dorfverschönerung in Eiserfey und Floisdorf, Feuerwehrfest in Glehn mit Rettungsübung, Prozessionen und weltliche Feste wurden ebenso für die Nachwelt erhalten wie die damals populären Motocross-Rennen in Roggendorf, das Maibaumaufstellen in Harzheim, der Maitanz auf dem Mechernicher Rathausplatz, die Landesgartenschau im Mühlenpark, Tag der offenen Tür bei der Bundeswehr oder das Hahneköppen in Eicks.
Auch das alljährlich stattfindende „Beiern“ im Glockenstuhl der Alten Kirche sollte aufgenommen werden. „So viele Hilfeschreie hatte die alte Kirche schon lange nicht mehr vernommen“, erinnert sich Assistent Peter-Lorenz Könen an das heikle Unterfangen. Die beiden Hobbyfilmer balancierten damals – mit einem dicken Tau gesichert – über ein paar schmale Holzbretter im Turm der Kirche, um das Glockenspiel erfolgreich festhalten zu können.
Beindruckendes Zeitdokument im Jahreszyklus
Um den Film nach den Dreharbeiten zu schneiden und zu vertonen, ließ sich Josef Goebel einen neuen Schneidetisch bauen. Aus Aluminium wurden vier 50 Zentimeter im Durchmesser messende Scheiben gedreht, welche die Tonbänder und den Film aufnehmen und synchron abspulen konnten. In Goebels Studio wurden zu den O-Tönen auch Musik und Kommentare gemischt.
Im Jahr 1970 erfolgte die Uraufführung der bis dahin vorliegenden Filmteile in der St.-Barbara-Schule im Sande. Der Film fand große Anerkennung. In fast jedem Ort der Gemeinde fanden anschließend Abendvorführungen statt. „Selbst Kaplan Franz Matzerath ließ den Film bei seinen Jugendfahrten nach Tirol laufen“, erinnert sich Peter-Lorenz Könen, der damalige Kameraassistent und heutige Regionalhistoriker. Die Schulen erhielten Kopien für den Unterricht. Josef Goebel drehte weiter und ergänzte die 1970 vorliegende Erstversion bis 1977 immer wieder um neue Aufnahmen.
„Der Film ist ein beeindruckendes Zeugnis einer Gemeinde und ihres Jahreszyklus. Im Nachhinein war es eine schöne Zeit, die gerade durch die Neuauflage wieder in Erinnerung kam“; erklärte Könen dem „Mechernicher Bürgerbrief“: „Es gibt genug, was einfach vergessen wird.“
pp/Agentur ProfiPress