Als Kall noch Call hieß
Der Kaller Hubert Büth arbeitet seit 13 Jahren an einer neuen Kaller Chronik – Über 600 Seiten und 1200 Bilder – Bürgermeister Radermacher: „Lesenswert!“ – Veröffentlichung Ende des Jahres
Kall – Vom Bergbau-Ort hin zu einem modernen Industrie- und Gewerbestandort: Die wechselvolle und interessante Geschichte Kalls hat Hubert Büth in einer sehens- und lesenswerten Chronik „Kall im Spiegel der Geschichte“ zusammengestellt. Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher konnte bereits die ersten Seiten in Augenschein nehmen. „Die Chronik lässt sich gut lesen und ist auch durch die vielen Bilder sehr interessant. Sie ist absolut lesenswert“, so Radermacher. Es sei ein Glücksfall für Kall, so Radermacher, dass Hubert Büth das Text- und Bildmaterial für die Chronik in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen, sortiert und ausgewertet habe. Der Autor selbst dankt der Kaller Verwaltung: „Ich habe bei meinen Recherchen immer viel Unterstützung erfahren.“
Der 74-Jährige Hubert Büth ist in Kall geboren und nach seiner Tätigkeit als Gemeindedirektor in Dahlem seit 1999 Pensionär. Seit 2001 arbeitet Büth an einer Chronik für Kall. „Das Interesse, Fotos und Ansichtskarten von Kall zu sammeln, war schon in meiner Jugendzeit da“, erinnerte sich der Hobby-Historiker. Mehrmals hielt Büth im „Bürgerhof“ für den Kaller Eifelverein und vor Kaller Senioren einen Bildervortrag mit historischen Aufnahmen von Kall. „Schreib das doch mal auf. Das weiß nachher doch keiner mehr“, baten ihn anschließend Zuhörer und Bekannte.
Gesagt, getan. In seinen Händen hält Büth eine Chronik über Kall mit über 600 Seiten und 1200 Farb- und Schwarz/Weiß-Bildern, die von der frühen Geschichte Kalls bis heute erzählen. Viele Menschen vertrauten Büth ihre Bilder zum Digitalisieren an und gaben Erläuterungen zu Personen und Ereignissen ab, die Büth vielfach als Text zu den Bildern nutzen konnte. So ist ein umfangreiches Bildarchiv entstanden, das die Grundlage für die Chronik bildet.
„Wir leben in einer Zeit, in der das Interesse der Einwohner an ihrem Heimatort schwindet, weil sie sich vielfach nur noch für die visuelle Welt des Internets und des Fernsehens interessieren“, sagt Büth. „Dennoch gibt es auch Menschen, die im Laufe ihres Lebens Interesse an ihrer Herkunft und der Geschichte ihres Heimatortes entwickeln.“
Schwerpunkte der Chronik sind die Eisenindustrie in Kall, die Entwicklung der für Kall so wichtigen Bahn- und Postanbindung, die Zeit der Weimarer Republik, des Dritten Reichs, der beiden Weltkriege und des Wiederaufbaus des Ortes und der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg. „Der Bahnhof war Segen und Fluch, da er in den Kriegsjahren immer ein Angriffsziel der Bomberverbände der Alliierten war“, sagte Büth. Fast 90 Prozent von Kall waren zum Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört.
Ferner finden auch die Veränderung bei Wirtschaftsbetrieben, der Niedergang von Betrieben und die Neuansiedlung von Firmen, die Kall geprägt haben, Raum. Eine bildliche Gegenüberstellung von früher und heute soll dem Betrachter die Veränderung und Entwicklung des Ortes vor Augen führen. Ebenfalls ist einigen Persönlichkeiten und besonderen Ereignissen in Kall je ein Kapitel gewidmet.
In unzähligen Stunden hat sich Büth in den vergangenen 13 Jahren den Themen gewidmet, die er mit vielen Bildern veranschaulicht. „Es gab schon einige Chroniken über Kall, aber wohl keine, die so viele Bilder enthält“, so Büth. Mit den Bildern in den verschiedenen Kapiteln ist ein kleiner Querschnitt gegeben, der die Erinnerungen an die alte Zeit abrundet. 20 Motive stammen von Künstlern, die Kall in unterschiedlichen Zeiten gemalt haben.
In seinen Texten schreibt Büth den Ortsnamen „Kall“ mit K. Das war nicht immer so. Durch Verfügung des Regierungspräsidenten in Aachen wurde die Schreibweise ab dem 1. Oktober 1929 von „Call“ in „Kall“ verbindlich vorgeschrieben.
Um die 20 Zeitzeugen interviewte Büth und zeichnete die Gespräch mit seiner Videokamera auf, stöberte bei der Suche nach Urkunden und alten Schriften im Kaller Gemeinde- und Pfarrarchiv sowie im Landesarchiv in Düsseldorf. Vom Medienzentrum des Kreises Euskirchen und den Lokalreportern der Tageszeitungen bekam Büth einige Bilder. „Ohne das detailreiche Tagebuch der letzten Kriegsmonate von Wilhelm Müller wären die Aufzeichnungen über den Zweiten Weltkrieg nicht so ausführlich möglich gewesen“, so Büth. Ebenfalls waren ihm die Aufzeichnungen von Pfarrer Johannes Baltes in der Pfarrchronik sehr hilfreich.
„Zukunft braucht Erinnerung. Wer seine Geschichte nicht kennt, der kann seine Gegenwart und Zukunft nicht gestalten“, meint Büth. Ende des Jahres soll die Chronik erscheinen und käuflich zu erwerben sein.
pp/Agentur ProfiPress