43 Jahre lang Missionar in Papua-Neuguinea
Zur Feier seines goldenen Priesterjubiläums kehrte Professor Dr. Pater Wolfgang Vogt nach Bergheim zurück
Mechernich-Bergheim – Pater Wolfgang Vogt M.S.C. feierte jetzt sein 50-jähriges Priesterjubiläum mit der Dorfgemeinschaft von Bergheim. Warum der gebürtige Mülheimer bis heute dem kleinen Ort Bergheim im Mechernicher Stadtgebiet verbunden ist, darüber berichtete der Journalist Stefan Lieser in den Tageszeitungen „Kölnische Rundschau“ und Kölner Stadt-Anzeiger“.
In der damaligen Dorfschule von Bergheim, die heute die St.-Barbara-Kapelle ist, hat der kleine Wolfgang Vogt einst die Schulbank gedrückt. Die Jahre 1943 und 1944 verbrachte der Junge mit seiner Mutter auf der Flucht vor dem Krieg in Bergheim, wo seine Großeltern väterlicherseits lebten.
So entstand Vogts erster Kontakt ins Eifeldorf. Der zweite in die Region folgte acht Jahre später. Denn als die Volksschule in Mülheim 1952 geschlossen wurde, wechselte Vogt, der großelterliche Kontakt in Bergheim wird geholfen haben, an das St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel, wo er 1959 sein Abitur machte.
„15 Kilometer von Bad Münstereifel entfernt, aber nur einen guten Kilometer von Bergheim, liegt Vussem. Dort, in einem zu den damaligen Dörries-Werken gehörenden Gebäude, befand sich das Noviziat der „Hiltruper Missionare“ M.S.C., die Herz-Jesu-Missionare“, schreibt Lieser. Am 13. Mai 1960 trat Wolfgang Vogt in den Orden ein. Fünf Jahre danach, im Mai1965, feierte er seine Primiz im Saal der alten Dorfschule von Bergheim. 50 Jahre später beging er Pater Wolfgang hier sein Priesterjubiläum, Konzelebrant war Regionaldekan Erik Püringer.
„Ich war sehr nervös. Aus dem Studium der Theologie und Philosophie zuvor jetzt raus in die Öffentlichkeit“, erinnert sich der Jubilar im Gespräch mit dem Journalisten an seine Primiz. Seit 2009 lebt er im Mutterkloster der Herz-Jesu-Missionare in Hiltrup im Münsterland.
Dazwischen liegen 43 Jahre als Missionar in Australien, in der Erzdiözese Rabaul, eine Stadt in Papua-Neuguinea. Seit 1882 ist der Orden auf dem Archipel in der Missionsarbeit. Mit dem Studium des englischen Schulrechts und australischer Erziehungswissenschaften hat er sich auf den Einsatz vorbereitet, es folgten die Promotion und Habilitation in Politik- und Erziehungswissenschaften. Als er in Rabaul anfing, begannen auch die Unabhängigkeitsbestrebungen des Inselstaates, der seit 1975 eine parlamentarische Monarchie im Commonwealth ist. „Die Menschen leben auch noch heute in Hütten aus Gras und Stroh. Nur die Bessergestellten haben Holzhäuser“, erzählt der Geistliche. Die Amtssprache ist Englisch, Zweitsprache Pidgeon-Englisch, „basierend auf der melanesischen Grammatik und verballhorntem Englisch“, so Pater Wolfgang. Welche Sprache allerdings die wirkliche ist, das erfuhr er erst vor Ort: „Wenn ich an einem Tag drei Messen zu halten hatte, dann sprachen die Menschen nicht selten auch drei verschiedene Sprachen. Im Missionssprengel gibt es 700 verschiedene Sprachen und Dialekte.
Die Seelsorgearbeit und der Kontakt zu den Menschen seien ihm immer wichtig gewesen. Dabei schätzten die Verantwortlichen im Erzbistum und bei seinem Orden auch sein pädagogisches Talent. Neben der Betreuung der Pfarreien war er Religions- und Sozialwissenschaftenlehrer an staatlichen Schulen, lange Jahre Dozent an der kirchlichen Hochschule der Inselhauptstadt, ab 1987 hatte er eine Professur für Philosophie und Religionswissenschaft im Priesterseminar des 12.000-Enwohner-Hauptstädtchens.
Am 14.September 1994 dann eine Zäsur. „Ein Vulkanausbruch nach einem Erdbeben. Halb Rabaul wurde zerstört. Die Vulkanausbrüche halten bis heute an, die Erde dort kommt nicht zur Ruhe“, so Pater Wolfgang. Das Naturereignis hat ihn beeindruckt, das Leid, das es auch über seine Missionsgemeinden brachte, wohl auch geprägt.
2009 nahm er Abschied. Er habe seine Gemeinde gefragt, was ihnen seine Arbeit gebracht habe. „Sie haben uns befreit von der Furcht vor bösen Geistern!“, sei die Antwort der Neuchristen gewesen. „Aber Spiritismus und Cargo-Kult, der Glaube, dass die Ahnen für materiellen Reichtum der Lebenden verantwortlich sind, sind nach wie vor dort aktuell“, so Pater Wolfgang.
Im Dorfgemeinschaftshaus hatten die Bergheimer ihm zu Ehren ein Buffet aufgebaut. Im Hintergrund liefen Bilder aus Rabaul, 29 Flugstunden entfernt. Darauf immer wieder ein Missionar und Lehrer, den in Bergheim noch viele kennen. Er selbst hat Bergheim in all den Jahrzehnten nie ganz vergessen: „Hier fühle ich mich wohl“.
pp/Agentur ProfiPress