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„Landschaft“ ist auch Räderwerk und Seele

Tom Krey und Franz Kruse stellen in der „Galerie im Mechernicher Rathaus“ erstmals zusammen aus – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick eröffnet die bis Anfang April bleibende Bilderhängung vor fast 100 Vernissage-Gästen

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (rechts) eröffnete die Gemeinschaftsausstellung „GesichtsLandschaften – LandschaftsGesichter“ von Tom Krey und Franz Kruse in der Mechernicher Rathaus-Galerie. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Die neueste Kunstausstellung in der Mechernicher „Galerie im Rathaus“ ist etwas ganz besonderes. Seit Freitag und bis Anfang April hängen dort ausgesuchte Arbeiten der beiden Mechernicher Künstler Franz Kruse und Thomas Krey zum Thema „GesichtsLandschaften – LandschaftsGesichter“.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der die Gemeinschaftsausstellung eröffnete, und der Journalist und Autor Manfred Lang, der die Laudatio hielt, waren allem Anschein nach mit fast 100 Vernissage-Gästen übereinstimmend der Meinung, dass Mechernich sich stolz preisen kann, dass der gebürtige Gelsenkirchener Franz Kruse und der in Bayern aufgewachsene Tom Krey am Bleiberg ihre neue Heimat und Inspirationsquelle gefunden haben.

Beide malen in Ateliers im Kernort Mechernich, Krey an der Heerstraße, Kruse im früheren Sportlerheim am Eifelstadion. Und zwar ambitioniert, erfolgreich und „handwerklich“ von außerordentlicher Güte. Jeder hatte für sich bereits eine Einzelausstellung in der von Kruse als Kurator betreuten Rathaus-Galerie. Jetzt wollten beide mal zusammen zeigen, was ihnen zum Thema Landschaften und Gesichter einfällt.

„Landschaften prägen die Gesichter der Menschen, und Menschen prägen das Gesicht der sie umgebenden Landschaften“, erklärte Franz Kruse programmatisch. Manfred Lang, der auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung Mechernich mit seiner Agentur „ProfiPress“ begleitet,  zitierte den Künstler und Kurator in seiner Laudatio.

Die Rede geriet etwas aus den Fugen, weil das Ehepaar Lüssi-Muhacke die mit Menschen prall gefüllten Rathausflure während der Laudatio für eine eigene Performance nutzte.  Als Figuren mit riesigen Pappmaché-Köpfen bahnten sich die beiden als verspätete Gäste ihren Weg durch die Besucher, um schließlich unmittelbar vor dem Rednerpult ihre komfortablen Campingstühlchen aufzuklappen.

Schmunzelnd begrüßte Lang die Überraschungsgäste, bestaunte die mächtige Puderwolke, die aus der quietschgrünen Handtasche quoll und lies souverän auch dem fröhlichen Ehezwist Raum, der vor Ausstellungsbeginn ganz offensichtlich noch nicht zu Ende ausgetragen worden war. Die Mechernicher Kunstfreunde zeigten sich von der kleinen Theater-Sketch-Einlage angetan.

Kurator, Künstler und Komiker Franz Kruse setzte noch eins drauf, als er plötzlich leugnete, was er Lang im Vorabinterview erzählt hatte. Unter anderem hatte er angegeben, mit den drei Tenören Placido Domingo, Jose Carreras und Luciano Pavarotti persönlich bekannt und mit Carreras auch befreundet gewesen zu sein. Bei der Vernissage nun nannte Kruse  aber statt der Namen dreier legendärer Tenöre, die er auch porträtiert hatte, die Namen alter Kumpel aus dem Kohlenpott und aus der Bühnenbildner-Szene.

Kruse kommt eben vom Theater. Er zeigt in der Ausstellung wenig offene Gesichter, meist Maskierte. Immer wieder geht es um Mimen, Mienen und Masken. Franz Kruse: „Menschen spielen Rollen, schlüpfen in Kostüme und hinter Masken, wechseln Ansichten und Perspektiven, verstellen sich, geben vor, jemand anderer zu sein . . .“

Kruse gestaltete Plakate und Programmhefte für Oper, Theater und Ballett. Er wirkte an Bühnenbildern für Produktionen in Rom, Oslo, Drottningholm, Mailand, Paris, London und Washington mit. Seine Werke wurden seit 1966 bei zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.

Das Gleiche gilt für Tom Krey, der seine Premierenausstellung bereits 1981 im Münchener Olympiadorf hatte und der heute einer der am meisten gefragtesten Beschicker der Jahresausstellungen der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen in Prüm ist.

Sein Ölgemälde „Ich liebe euch doch“ war 2003 bis 2008 als Teil der fünfjährigen Wanderausstellung „Der Lächelnde Christus“ auf Welttournee und wurde unter anderem auch im Vatikan, in Santiago de Compostela und Assisi gezeigt. Kreys Bilder wurden unter anderem in München, Pont-L´Àbbé, Metz, Antwerpen, Köln, Vaals, Wetzlar, Kiel, Trier, Luxemburg und immer und immer wieder in den Städtchen der Eifel ausgestellt.

Tom Krey setzt in der Gemeinschaftsausstellung seinen Künstlervorbildern angemessene Denkmäler. Er setzt in eigens für diese Schau geschaffenen Bildern die Antlitze dieser Impressionisten in Beziehung zu zentralen Aussagen ihrer Kunst: „Vincent van Gogh und der Dämon der Malerei“, „Paul Gauguin, der Wilde und  sein Traum von der Südsee“, „Paul Cezanne und sein Mont Saint Victoire“, „Claude Monet, der Farbenseher“ und „Camille Pissaro: Farbflecken werden Landschaften“.

„»LandschaftsGesichter« müssen nicht frisch, frühlingshaft und freundlich sein“, sagte der Laudator: „Auch Kruses Galgenhäuser im Kölner Hafen sind Landschaftsgesichter. Oder der Dom, Förderanlagen oder mit Sand beladene Gondeln vor der Kulisse der Glasmacher-Insel Murano, Industrieschlote, Räderwerk imaginärer Maschinen in imaginären Fabriken. So sehen die Landschaftsgesichter heute vielfach aus – und prägen mithin – so die Eingangsthese Kruses – auch unsere Angesichter.“

„Tom Krey, der in Bayern aufgewachsene Sachse und spätere Wahl-Eifeler, hat einmal klassische Landschaftsmalerei betrieben, die den  Zauber unübertrefflicher Schönheit der Schöpfung zum Ausdruck brachte“, so der Redner weiter. Ehe er über die aus dem Pointilismus selbst kreierte Technik des »Sectorismus« vom Gegenständlichen zum Abstrakten fand, und damit, wie er es im Interview vor dieser Ausstellung ausdrückte, vom Habitus des Dargestellten zur Seele des Dargestellten.“

So sind im Erdgeschoss des Mechernicher Rathauses bis Anfang April Landschaftsbilder Kreys zu sehen mit Titeln wie „Gefügt“, „Erblühen“ oder auch „Atlantis“, die die Dimensionen der Landschaft zugunsten der „Seele“ der Landschaft vollends verschweigen.

„Die Seele schafft das Bild“, schrieb Tom Krey in ein Buch, das er über seine fünftägige Wanderung von Mechernich nach Trier verfasst und illsutriert hat, um seine neue Eifeler Heimat näher kennen und sehen zu lernen. Tom Krey hat in dem Buch gerade die erste Steigung von Mechernich über den Bleiberg hinter sich gebracht: „Ein großer Baum voller Beeren hebt sich in der Sonne wunderschön von dem matten Grün der umstehenden Kiefern ab. Oben am Berg geht es geradeaus nach Bergheim. Heute ist der 5. August, Hochsommer. Wenn man hier über das Land schaut, sieht man nur wenig Grüntöne. Die Hitze und die Trockenheit haben alles schon viel brauner gemacht, als es eigentlich sein sollte. Grün sind nur noch die Blätter der Bäume. Am Boden herrschen Ocker, Sienna und Umbra vor. In der Ferne verliert sich noch das Restgrün, es löst sich auf.“

„Das alleinstehende Haus dort oben in der Landschaft ist das Restaurant, in dem wir gefeiert haben. Mit den hohen Pappeln, die den Eindruck von Zypressen machen, den ockerfarbenen Feldern um das weiße Gebäude, sieht es aber aus wie ein Bauernhof in der Toscana. Wie aus der Bretagne wirkt ein sehr schönes Haus, welches gleich rechts am Dorfeingang steht . . .“, heißt es weiter.

Lang kommentierte: „Wo unsereiner schwitzt und staunt, wie das Getreide knistert und die Rübenfelder die Blätter hängen lassen. Wo unsereiner Halme, Erde und eine frühere landwirtschaftliche Siedlung erblickt, erkennt die Seele des Künstlers Toscana und Bretagne wieder und spürt den Atem der Farben, von Ocker, Sienna und Umbra.“

Prosaischer, aber nicht weniger ausdrucksstark und ambitioniert kämen  Gesichter, Gestalten und Gemäuer in Franz Kruses Ausstellungsbeiträgen daher. Dazu zählten auch gegenständliche und abstrahierende Stadtansichten, beispielsweise auf Köln und Venedig, sowie expressionistische Einblicke in vom Menschen geschaffene Industrielandschaften. Auch das Transparent ist in einem verkleinerten Entwurf zu sehen, das Franz Kruse 2010 für seine Heimat Gelsenkirchen schuf, das damals Kulturhauptstadt Europas war.

 pp/Agentur ProfiPress