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„Genosse, da leg ich Wert drauf“

Altbundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog entpuppte sich beim Werteforum der VR-Bank Nordeifel im Kulturkino Vogelsang als Verfechter des Genossenschaftswesens – „Ökonomie mit Anstand“, „Ethos und Geldverdienen“ „Europa kein neuer Superstaat, sondern eine Art Zweckverband“ – Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen sprach von Eifeler „Ruck-Rede“: „Nicht nur vom neuen Anfang reden, selbst anpacken“ – 2014 kommt Margot Käßmann

Als Dankeschön gab‘s für den „Genossen“ Prof. Dr. Roman Herzog einen „Eifelturm“, den Bernd Altgen, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Nordeifel eG, ihm überreichte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Vogelsang/Eifel –  Auf die Anrede „Genosse“ legt Altbundespräsident Prof. Dr. Roman Herzig Wert, zumindest, wenn es um die Dorfladengenossenschaft in seinem Heimatdorf Jagsthausen (1500 Einwohner, Landkreis Heilbronn) geht.

Dort ist der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichtes und spätere Bundespräsident selbst Teil einer Solidargemeinschaft von Landbürgern. Auch als diesjähriger Redner beim Forum „Werte schaffen Werte“ der VR-Bank Nordeifel entpuppte sich der bald 80jährige als Freund und Verfechter des Genossenschaftswesens.

Dort sprach Herzog am Donnerstagabend vor knapp 1000 Eifelern, größtenteils Mitgliedern der 23.000 „Genossen“, also Miteigentümer zählenden VR-Bank Nordeifel. Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen begrüßte sie mit den Worten: „Sie sind Teil einer starken Gemeinschaft, nämlich der größten Personengesellschaft der Nordeifel überhaupt, der 42 Prozent der Bevölkerung angehören, das heißt diese Bank gehört der Bevölkerung.“

Von Alt-Bundespräsident Roman Herzog erwartete Bernd Altgen für „seine“ Genossen in der Eifel nicht weniger als eine „Eifeler Ruck-Rede“, womit er auf die legendäre Berliner Ansprache Herzogs vom 26. April 1997 anspielte, in der der Bundespräsident forderte: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“ Das wünscht sich Bernd Altgen auch von der Nordeifel, vom Kreis Euskirchen, von der Eifel überhaupt: Dass die Menschen die Ärmel hochkrempeln und das Schicksal der wirtschaftlich nicht unbedingt auf Rosen gebetteten Region selbst in die Hand nehmen. Die „Hausbank der Region“ gehe den Weg mit, sie sei mit ihren 23.000 Mitgliedern bereits unterwegs.

Roman Herzogs Kernthese in Vogelsang war, dass sich auch mit Anstand Geld verdienen lässt. „Der Teufel macht nicht immer nur auf den dicksten Haufen, mit Verlaub“, sagte der 7. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (1994 – 1999) beim Werteforum der VR-Bank Nordeifel: „Nicht nur Ethos schafft Ethos, auch wirtschaftliche Tätigkeit kann ethisch sein und Ethos erzeugen.“

„Ihre Formulierung »Werte schaffen Werte« hat mich fasziniert, weil es nicht nur ein Wortspiel ist, sondern auch eine materielle wie ethische Realität übereinbringt. Die Volks- und Raiffeisenbanken verkörpern geradezu den Mittelstand, und ich bin immer dort, wo der Mittelstand ist“, erklärte Roman Herzog unter mehrfachem Zwischenapplaus seiner Zuhörer.

VR-Bank-Vorstandschef Bernd Altgen griff in der von ihm moderierten Fragerunde des großen Auditoriums im Vogelsanger Kulturkino diesen Aspekt Roman Herzogs noch einmal auf: „79 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland, das wird leicht vergessen, stellt der Mittelstand zur Verfügung.“ „Da müssen wir fein aufpassen, dass der Markt nicht in die Hände einiger weniger Konzerne kommt“, so Alt-Bundespräsident Herzog: „Marktwirtschaft funktioniert nämlich nur bei einem relativen Gleichgewicht der Marktteilnehmer, das haben jedenfalls die Väter der Bundesrepublik so gedacht.“

Der gelernte Jurist, Verfassungsrichter, Staatssekretär und Minister in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, der 1994 von der Bundesversammlung ins höchste Amt Deutschlands gewählt wurde, brachte beim Werteforum der VR-Bank Nordeifel seine Sorge um „weltweite Fusionsbewegungen von ungeheurem Umfang“ zum Ausdruck. VR-Bank-Vorstand und Mitarbeiter, Wirtschaftsvertreter und Politiker aus dem Kreis Euskirchen rief Herzog auf: „Tragen Sie Sorge für Ihre Unternehmensgründer, damit sie nicht unter die Räder kommen.“

Roman Herzog, der beim Forum „Werte schaffen Werte“ der VR-Bank Nordeifel nach Heiner Geißler (2011) und Uli Wickert (2012) und vor Margot Käßmann sprach, die Bernd Altgen bereits am Donnerstagabend für den 18. September 2014 ankündigte, forderte in Vogelsang aber auch „eine Art TÜV für Finanzprodukte“, der den Menschen Sicherheit über Fondsanteile und dergleichen verschaffe, denn Zinsen seien „längst witzlos geworden“, scherzte das frühere Staatsoberhaupt: „Ich bringe mein Geld gar nicht mehr zur Bank, ich bewahre es im Schlafzimmer auf.“

Im Ernst brach der Bundespräsident a. D. eine Lanze für die Solidargemeinschaft auf dem Lande und ihre Genossenschaftsbanken. Sie müssten mit der Politik aufpassen, dass die Vergleichbarkeit der Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik einigermaßen gewahrt bleibe, sagte Herzog und betonte, dass er selbst in einem 1500-Einwohner-Dorf lebe: „Der Bürgermeister da holt sich schon mal Rat bei uns. Bei mir, weil ich die Gesetze genau kenne und bei meiner Frau, weil sie die Verhältnisse im Dorf genau kennt . . .“

Genossenschaftsbanken, so Herzog, trügen viel zur sozialen und regionalen Gerechtigkeit bei. Sie und andere mittelständische Unternehmen seien „die Stützen der Gesellschaft“, und sie seien es, die ihm erlaubten, so der Alt-Bundespräsident abschließend wörtlich, „obwohl die halbe Welt brennt, noch an eine gute Zukunft zu glauben.“

VR-Bank-Nordeifel-Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen, der die anschließende rege und eine Dreiviertelstunde währende Fragerunde mit Roman Herzog moderierte, münzte den Schwung aus dessen Rede in ein klares Handlungsmuster um: „Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung“. Seit 133 Jahren exerziere die VR-Bank Nordeifel, beziehungsweise ihre Vorgängerinstitute gemeinsam mit den Menschen der Eifel vor, dass „der von vielen bis heute vergebens erwartete »Ruck durch Deutschland« nur dann erfolgt, wenn man selbst die Ärmel hochkrempelt, solidarisch anpackt und erkennt, dass sich die Hände, die Dir helfen, am Ende deiner Arme befinden.“

Nach der Fragerunde mit seinen Zuhörern stellte sich der Alt-Bundespräsident noch in einer Pressekonferenz der Diskussion mit den reichlich zum Werteforum der VR-Bank Nordeifel erschienen Medienvertretern. Dabei standen die Europapolitik und die Zukunft der EU im Mittelpunkt. Der Bundespräsident a. D. sagte, er schreibe an einem Buch, das die Zukunft Europas beleuchte, wenn die Eurokrise denn erst überwunden sei.

Und er verriet in Vogelsang an der Seite Bernd Altgens und vor den lokalen Pressevertretern auch schon, was für eine Art vereintes Europa ihm dabei vorschwebt: „Kein neuer bürokratischer und deshalb schwacher »Überstaat«, sondern eine Art »Zweckverband«“.

pp/Agentur ProfiPress