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„Angst um mein Leben“

Eifelerin ging mit ihrem harten Lebensschicksal unter die Autoren: „Passato e futuro“ heißt das Buch, in dem Gabriele Buchholz (52) aus Mechernich über ihr Martyrium berichtet – 25 Jahre lang litt die heutige Altenpflegerin unter ihrem sizilianischen Ex-Ehemann, Drogen und Gewalt – Redaktionsvolontärin Anja Wilden schrieb eine Titelgeschichte über die Mechernicherin im Euskirchener und Eifeler Wochenspiegel

Ein Vierteljahrhundert ging Gabriele Buchholz im wahrsten Sinne des Wortes durch die „Ehe-Hölle“. In ihrem Buch erzählt die Eifelerin, wie alles begann und wie sie glücklicherweise doch noch einen Ausweg aus der Misere fand. Foto: Anja Wilden/Euskirchener Wochenspiegel/pp Agentur ProfiPress

Mechernich – Zwei Jahre nach der Trennung von ihrem sizilianischen Ehemann Angelo ist Gabriele Buchholz glücklich. Die 25 Jahre Ehe davor waren die Hölle, berichtet die Buchautorin: Eine Zeit  voller Gewalt und Drogen, die nicht spurlos an der 52-Jährigen vorbei gegangen sind.

Wenn Gabriele Buchholz heute ein Missgeschick passiert, weiß sie nicht, wie sie es ihrem neuen Lebensgefährten Stefan beibringen soll. Sie ist unsicher, versucht es erst einmal zu vertuschen. Bei ihrem Ex-Ehemann wäre sie für Unachtsamkeiten bestraft worden. Schläge waren die Konsequenz. Doch Stefan beruhigt sie in solchen Situationen. „Er reagiert, wie ich es von einem Mann erwarte“, verriet Gabriele Buchholz dem Euskirchener Wochenspiegel.

„1982 fing alles an. Wir lernten uns in einer Kölner Discothek kennen. Ich war 21 und er war aus Sizilien zu Besuch bei seinem Onkel. Kurz darauf kamen wir zusammen. Angelo war schon immer sehr eifersüchtig“, betont die Autorin. 1983 bekam das junge Paar einen gemeinsamen Sohn und sie beschlossen, nach Sizilien auszuwandern.

Dort nahm das Unheil seinen Lauf: „Ich durfte schlagartig gar nichts mehr. Weder auf den Balkon gehen oder das Haus verlassen, noch die Kinder vom Kindergarten abholen. Um des lieben Friedens willen gab ich nach“, erklärte die 52-jährige Mechernicherin im Interview.

„Mafia-Welt“

Mit der Zeit gewöhnte sie sich an die Zustände. Doch immer war die Hoffnung da, irgendwann werde es besser. Aber auch nach der Geburt eines weiteren Kindes, einer Tochter, änderte sich nichts. Im Gegenteil. Er rutschte in die Drogen- und Gewaltszene ab, war aggressiv, wurde auch Zuhause handgreiflich und herrschte sie bei jeder Kleinigkeit an. Gabriele Buchholz: „Er lebte in einer Art Mafia-Welt“.

Auf die Frage, warum sie nicht damals schon gegangen sei, antwortet sie dem Wochenspiegel Euskirchen: „Ich hatte Angst um mein Leben, Angst, danach nicht mehr in Ruhe leben zu können“.

1990 kamen beide gemeinsam zurück nach Deutschland, um Angelo den Drogen zu entziehen – vergebens. Dann versuchten sie einen begleiteten Entzug in Italien. „Mit Zahnbürsten den Boden putzen stand unter anderem auf der Tagesordnung. Es war die Hölle“. 

Ehe-Hölle

Mit ihrem damaligen Ehemann kehrte sie zurück in ihre Heimatstadt Köln. Dort begann er sie zu terrorisieren, der psychische Druck wurde nahezu unerträglich, wie Buchholz im Interview mit Anja Wilden berichtet.

„Einmal, als Angelo nicht mit den Kindern und mir in den Zoo wollte, blaffte er mich an. Dann nahm er meinen Kopf, schlug ihn auf die Bodenfliesen und schrie mich an: »Du bist der Teufel. Ich habe keinen Bock mehr auf dich«“.

1993 kam trotz allem das dritte Kind zur Welt. Ihre Kinder habe er nie geschlagen, doch mussten Sie zugucken, wenn der Mann gegen seine Ehefrau gewalttätig wurde. Vor ihnen zog Gabriele seine Taten ins Lächerliche, um die Situation zu entschärfen. „Wenn mir beim Essen Nudeln von der Gabel fielen, schrie er mich an. Deshalb nahm ich jede Nudel einzeln, aus Angst, etwas falsch zu machen und somit einen Wutausbruch zu provozieren“. 

Neues Glück

In ihr brodelte es wie in einem Vulkan, der jederzeit auszubrechen drohte. Als er ihr eines Tages aus einer Laune heraus hart auf den Hinterkopf schlug, explodierte sie: „Ich wehrte mich und schubste ihn die Treppe herunter“. Kurz darauf nahm sie all ihren Mut zusammen und verließ ihn.

„Das Jahr nach der Trennung war sehr schwer für mich. Ich hatte Angst, umgebracht zu werden. Mehrmals spürte er mich auf und drohte mir. Er sagte, er mache mich kalt“, sagte Gabriele Buchholz zu Anja Wilden.

Schließlich fand sie in Mechernich einen Job als Altenpflegerin und zog in die Eifel. Heute ist ihr bewusst, dass sie in den ersten Jahren ihrer Horror-Ehe den Schlussstrich hätte ziehen müssen und mahnt: „Ich kann nur jeder Frau, die unter der Gewalt ihres Mannes leidet, raten, sofort zu gehen. Egal wie die Umstände sind – ob mit Geld oder ohne“. Heute festigt Gabriele Buchholz jeder Tag, der vorübergeht. Ihre Angst wird weniger. Auch dank ihres neuen Lebensgefährten. „Er ist fürsorglich und liebevoll. Mit ihm genieße ich mein neues Leben und bin glücklich“.

Das Buch „Passato e futuro: Mein Weg in ein neues Leben“ ist im Verlag „el Gato“ erschienen und für 12,90 Euro erhältlich. ISBN: 3943596346

 pp/Agentur ProfiPress